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Der

Zeitgenosse


Rastlos

Mir wird's zu eng in meinem Haus,
Ich muß ins weite Feld hinaus.

Ich will durch öde Heide* gehn,
Wo Stürm' in hohen Tannen wehn;
Vielleicht verweht der trübe Schmerz,
Vielleicht schweigt dort mein jammernd Herz.

Ich will am Quellenbächlein stehn,
Will in die klaren Wellen sehn:
Vielleicht versenk' ich meinen Schmerz;
Dort schweigt ein Weilchen wohl mein Herz.

Ich will auf hohe Berge gehn,
Will weit durch ferne Fluren späh'n:
Vielleicht verliert sich dort mein Schmerz,
Vielleicht vergeß' ich so mein Herz.

Ich will nach Blumen suchen gehn,
Will mich mit Kränzen schmücken schön,
In Blüten bergen meinen Schmerz:
Vielleicht betrüg' ich so mein Herz.

Ich will – ach nein, ich will nichts mehr
Die Welt ist trüb' und kalt und leer.
Louise Hensel (1798 - 1876)

*Herkunft. Der Name Heide ist entweder eine Kurzform von Adelheid oder ein althochdeutscher selbständiger Vorname. Altdeutsch heide bedeutet „wildes Feld“ oder von heidan (bedeutet „wild wachsend“ oder „herb“.

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Lens 24-600mm F2.4-4.0
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