Matthias von Schramm


Premium (World), Hamburg

Der Hase

Heute Morgen lag ein toter Hase neben meinem Bett. Er blinzelte. Ich hatte keine Ruhe. Wie war er hier hergekommen?

Damals am Nachmittag um drei hatte ich das Elternhaus verlassen.

„Wir müssen abwarten!“, sagte mein Vater, „ich werde sie zu mir holen.“ Um fünf erhielt ich einen Anruf. Es gehe zu Ende. Sie hatte das Bewusstsein verloren. Ich trank ein paar Glas Wein und erledigte noch ein paar Telefonate. In Gedanken sah ich, wie meine Mutter das Tafelsilber putzte.
„Stell dir mal vor, wie alt das ist!“, sagte sie und „so alt wird kein Schwein!“ und „wir haben Zeit – nicht viel, aber doch ein bisschen!“

Gegen Acht gab es eine Nachricht und noch eine kurz nach elf. Nichts Neues.

Der Hase liegt dort immer noch. Er sieht aus wie das Kaninchen, welches ich mal in ein Grab aus Stroh gesteckt hatte. Das Fell passte farblich gut zu dem Stroh. Wenn ich mir den Hasen so angucke, dann hat er etwas Freundliches.

Ich würde gerne dem Hasen von früher erzählen. Das ist zwar keine neue Idee, aber heute Morgen lag ein toter Hase neben meinem Bett und er liegt da immer noch.

28. Juni 2013

Solche Tage 11
Solche Tage 11
Matthias von Schramm

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