Claudio Abbado (1933–2014)

Claudio Abbado (1933–2014)

Einer der berühmtesten Dirigenten unserer Zeit ist nicht mehr. Der Krebs war nach 13 Jahren zurückgekehrt.

Wenige Monate vor der Wende in der DDR hatte ich das Glück, ein Konzert mit ihm erleben zu können –
kein Gastdirigat des Leipziger Gewandhausorchesters, sondern ein Konzert mit dem Gustav-Mahler-Jugendorchester.
Diesen österreichischen Klangkörper hatte der italienische Dirigent 1986 in Wien selbst gegründet – schon als zweites Jugendorchester.

Ich hatte seinerzeit ein Konzertabo für das Leipziger Gewandhaus, wo sich große Dirigenten und Solisten die Klinke in die Hand gaben und geben.
Doch dieses Sonderkonzert war eine Sternstunde!
Unglaublich, zu welchen Höhenflügen Abbado diese jungen enthusiastischen Musiker beflügelte.

Strawinskis "Feuervogel", Debussys "Trois Nocturnes" und Janáceks "Sinfonietta" stellten höchste Anforderungen.
Wie der Orchesternachwuchs diese schwere Kost bewältigte, rührte das Publikum zu Tränen der Begeisterung.

In Leipzig ist es eine schöne Tradition, nach den Konzerten den Stars des Abends zu begegnen.
Abbado hatte sich voll verausgabt und musste immer mal mit dem Handtuch den Schweiß von der Stirn wischen.
(Ganz anders Klaviersolisten wie Lang Lang: Die sind – wie Sportler nach dem Wettkampf – auf einem Adrenalin-Trip und total aufgelöst.)

Abbado war u.a. Chef der Mailänder Skala, der Berliner Philharmoniker und der Londoner Symphoniker sowie Generalmusikdirektor Wiens.
Ich mochte vor allem seine Mozart- und Beethoven-Interpretationen.

[Foto: Lucerne Festival Orchestra Promotion, 2003; Scans der Eintrittskarte und des Programmhefts des Leipziger Gewandhauses, 1989]