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Café Hawelka

Die Geschichte eines sterilen Fotos von einem Ort, der heute noch nach Kult riecht.

Ich bin in der City von Wien - es ist ein Dienstag !
Ich will unbedingt in dieses überall bekannte Café Hawelka im 1. Wiener Bezirk.
Ich habe darüber gehört, wir haben darüber gesprochen, ich habe schon Fotos gesehen.
Ich komme in die Dorotheergasse 6 - es ist Dienstag, und stelle fest - Dienstag ist Ruhetag!

***** WAHNSINN *****

Ich bin enttäuscht, ich klopfe, ich schaue durch die Scheibe und klopfe noch einmal.

Eine junge Frau kommt und sagt (sie spricht gebrochen) es ist Ruhetag!
Ich bedränge sie, sage, dass ich aus Deutschland bin und nur einen Blick erhaschen und ein Foto machen will. Ich brauche das, weil ich viel über das Cafe gehört habe und mit Freunden darüber gesprochen wurde,
Sie sagt, wenn der Chef kommt, dann gibt es Ärger – er ist bestimmt dagegen. Nein sage ich, ich werde mit ihm sprechen und außerdem er ist ja nicht zu sehen. Sie lässt mich rein.

Vom Vortag sind die Stühle noch hochgestellt, Besen und Kehrschaufel stehen in der Mitte des Raumes, alte Zeitungen liegen auf den Tischen und leere Kisten stehen auf dem Boden.
Es ist das ganz normale Chaos der vergangenen Nacht und eines auf Ruhetag ausgerichteten Cafes.
Ich packe meinen Foto aus, schlechtes Licht und probiere etwas an der Einstellung.
Ohne Aufforderung und unter der Gewissheit, dass ich mich im Ernst um ein Foto bemühe, beginnt die junge Frau eiligst mit intensiven Aufräumarbeiten. Ich bin erstaunt und meine, dass das nicht notwendig wäre. Sie sagt aber doch, doch….fürs Foto.

Und während wir geschäftig bei der Sache sind, ja was passiert? Die Tür knarkst und der Chef kommt rein – nein nicht Leopold, sondern Günter Hawelka. Die junge Frau verschwindet schlagartig hinten links im Küchenbereich und beginnt dort eiligst mit der Arbeit.
Ich lege sofort meinen Foto in die Tasche, gehe auf den Herrn Hawelka zu und beginne mit strahlenden Augen auf ihn einzureden……Tradition, Kaffeehaus mit Geschichte und Kultur usw., usw………
Auf meine Art eingehend, ist er ganz freundlich und erzählt die Geschichte des Kaffeehauses, vom Vater Leopold und seien Söhnen Amir und Michael, er redet vom Mobilar, der Gestaltung des Raumes und das alles so erhalten und unverändert ist wie es früher war und, dass das auch so bleibt. Trotz der Bedrängnis und den vielfachen Versuchen von anderen Menschen ihn zu einer Renovierung des Kaffees zu überreden, nein - nein, er bleibt standhaft; das gibt es nicht - das kommt nicht in Frage.

Dann geht er in die Küche und kommt mit einem kleinen silbern glänzenden Tablett zurück.
Er lädt uns zum Kaffee ein, bittet auf dem Sofa Platz zu nehmen und erzählt weiter. Es hat so sehr viel persönliches, es ist gemütlich, obwohl wir alleine sind und kein Kaffeehausbetrieb herrscht und es kommt innerlich ein Gefühl auf, als würde man sich schon länger kennen.
Ich war fasziniert und er, der Günter, nein keine Bezahlung – nein auf keinen Fall, denn es wäre auch ihm eine Freude gewesen……eben Wien.
Die Kaffeehauslegende Leopold Hawelka (Günters Vater) wird 2011 schon 100 Jahre.

Das Café Hawelka
http://www.hawelka.at/

Leopold Hawelka
http://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_Hawelka

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