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Auf Hamsterfahrt gehen

Auf Hamsterfahrt gehen

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Klaus-Peter Beck


Premium (World), Bergheim

Auf Hamsterfahrt gehen

1. Weltkrieg
Massenhaftes Hamstern setzte im Deutschen Reich 1916 ein. Es war Folge der auf immer mehr Güter ausgedehnten Rationierung, aber auch der seit Mai 1916 geltenden Höchstmengen für den heimischen Vorrat. Hamsterkäufe hatten schon bei Kriegsbeginn im August 1914 eingesetzt, blieben jedoch auf vornehmlich bürgerliche Haushalte begrenzt. Ab Sommer 1916 begann jedoch immer umfangreichere Hamsterfahrten auf das Land, während zuvor versucht wurde, die eigenen Vorräte durch Einkäufe auf Wochenmärkten und in städtischen Läden zu decken. Trotz umfangreicher moralischer Appelle und zunehmend härteren Strafandrohungen nahmen das Hamstern angesichts der Versorgungskrise des „Steckrübenwinters“ 1916/17 weiter zu. Angesichts wachsender Unterernährung und Hunger begannen auch Arbeiterhaushalte mit dem Hamstern. Dies wurde ergänzt durch die Warenhortung von Betrieben und Gemeinden, die dabei die bestehenden Höchstpreise missachteten. Parallel entwickelte sich ein wachsender Schleichhandel, der Waren aufkaufte und in den Städten verkaufte. Er wurde von den Behörden systematisch bekämpft, während das individuelle Hamstern zunehmend akzeptiert wurde.
2.Weltkrieg
Bereits während des Zweiten Weltkriegs kam es in Folge der Kriegswirtschaft in Deutschland zu Hamsterkäufen, durch Berichte über aufgedeckte und bestrafte Hamsterer versuchte die Propaganda diesen entgegenzuwirken. Gerechtfertigte Hamsterkäufe fanden in der Nachkriegszeit in Deutschland statt. In dieser Zeit etablierte sich auch der spezielle Begriff Hamsterfahrten, die notwendig wurden, weil vor allem in den ersten Jahren nach dem Krieg die Versorgung mit Lebensmitteln in den Städten nicht ausreichend war. So fuhren viele Menschen mit der Eisenbahn in ländliche Gebiete und versuchten, bei den Bauern Sachwerte gegen Kartoffeln, Eier, Speck oder andere Agrarprodukte zu tauschen. Diese Fahrten wurden als Hamsterfahrten oder kurz Hamstern bezeichnet. Die Fahrten mit der Eisenbahn waren damals erschwinglich, sodass die wenigen verkehrenden Züge oft überfüllt waren. Es war nicht ungewöhnlich, dass man weite Strecken mit der Bahn fuhr, nur um einen Sack Kartoffeln zu besorgen. Oft durchwühlten die Leute auch bereits abgeerntete Äcker nach vergessenen Kartoffeln, um diese mit nach Hause zu nehmen. In dieser Zeit wurde so manches wertvolle Schmuckstück oder Silberbesteck gegen einige Säcke Kartoffeln oder andere Lebensmittel getauscht. Viele halfen den Bauern auch gegen Bezahlung in Naturalien bei der Ernte.

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