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Am Friedländer Tor...

- Wiekhäuser in der Neubrandenburger Stadtmauer -

In Norddeutschland bezeichnet man als Wiekhäuser feldseitige Auskragungen mittelalterlicher Stadtmauern, die in einigen Städten zu kleinen Mauerhäusern oder -türmen ausgebaut wurden. Sie sind in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen in die wehrhafte Stadtmauer eingebaut, trugen zu deren Erhöhung und Stabilität bei und wurden an Stelle von Wehrgängen zu Verteidigungszwecken errichtet. Mitunter nutzte man die bestehende Mauer als Teil des Gebäudes. Im Armierungsfall musste das Haus den städtischen Truppen geöffnet werden.
In späterer Zeit – vor allem nach dem Dreißigjährigen Krieg – wurden Wiekhäuser verschiedentlich mit einfach-schmucklosen Fachwerkkonstruktionen zu kleinen Wohnhäusern umgebaut. Wiekhäuser gab und gibt es in vielen nordostdeutschen Städten
In Neubrandenburg sorgte man seit dem 17. Jahrhundert durch den Umbau von meist steinernen, wehrhaften Wiekhäusern zu Fachwerk-Wohnhäusern dafür, dass der mittelalterliche Mauerring um die Stadt intakt blieb und zugleich Wohnraum geschaffen wurde für Angehörige unterer sozialer Schichten der Stadtgesellschaft. Dieses Programm sozialen Wohnungsbaus in Form von Wiekhäusern der zweiten Generation prägte das Bild der Stadt nachhaltig.
Ab Ende des 19. Jahrhunderts gerieten jedoch viele Wiekhäuser der zweiten Generation in Neubrandenburg zunehmend außer Nutzung, verfielen, wurden abgerissen oder brachen zusammen. Unter dem Vorzeichen des historisierenden Zeitgeschmacks wurden seit den 1970er Jahren in der Neubrandenburger Stadtmauer zum dritten Mal neue Wiekhäuser errichtet. Diese Wiekhaus-Neubauten beschränken sich zwar konsequent auf eine typisch norddeutsche Formensprache des Fachwerkbaus, in ihrer Form orientieren sie sich aber nur grob an den Vorgängerbauten. Historisch an fast allen heutigen Wiekhäusern in der Neubrandenburger Stadtmauer sind deshalb vielfach nur noch ihr Standort und bisweilen Mauerwerksteile in unteren Bereichen.

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