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Alte Löschspritze mit Geschichte

Alte Löschspritze mit Geschichte

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Ulrich J. Kind


Premium (Pro), Riedbach/Krs.Haßberge (Ufr.) - Bayern

Alte Löschspritze mit Geschichte

Das Bild entstand am 18. Mai 2003 zum "Tag des offenen Museums" vor dem Feuerwehrmuseum in Mechenried (Gemeinde Riedbach/Ufr.).
Die Riedbacher Jugendfeuerwehr demonstrierte die Arbeitsweise der von Museumsleiter Gerhard Kalnbach (rechts in historischer Uniform) in mühevoller Arbeit restaurierten Handdruckspritze mit der Nummer 24 aus dem Jahr 1818, gefertigt damals vom Schweinfurter Kupferschmied Christof Ernst Krackhardt (1771 bis 1838). Diese "Löschmaschine" wurde als ein seltener "Spritzenhausfund" in einem kleinem Steigerwalddorf, -auf Grund eines Hinweises eines guten Bekannten-, von Kalnbach kurz vor dem Abriß des Gebäudes sichergestellt und mit Hilfe zahlreicher befreundeter Handwerker (Flaschner, Mechaniker, Schlosser) in einem betriebsfähigen Orginalzustand gebracht.
Der Hintergrund: Die ersten Freiwilligen Feuerwehren wurden in Bayern so um 1860-1870 auf königlich bayrischem Erlass von Amts wegen eingeführt. Schon über 40 Jahre zuvor wurde diese Handdruckspritze gefertigt, also muß es schon vorher eine organisierte Feuerbekämpfung in den Dörfern gegeben haben.
Der Name Krackhardt: Im Rahmen seiner Wanderjahre als Kupferschmiedgeselle kam der Schweinfurter Christof Ernst Krackhardt (1771 - 1838 )zur Revolutionszeit in Frankreich nach Paris und trat in die Dienste eines Kupferschmiedemeisters, der noch zum Königshaus hielt. Vor seiner Flucht vor den Jakobinern übergab der Meister seinem Gesellen Haus und Geschäft zu treuen Händen. Christof Ernst Krackhardt führte das Geschäft weiter und blieb so einige Jahre in Paris und lernte fliessend die französische Sprache. Jahre später lies er sich in seiner Heimatstadt Schweinfurt mit allen Bürgerrechten als selbstständiger Kupferschmiedemeister nieder. Unter französischer Truppeneinquartierungen in den Jahren 1796 und 1800/01 (Napoleon in Rußland) waren die sehr guten französischen Sprachkenntnisse für die Stadt Schweinfurt höchst bedeutsam: Der junge Kupferschmied war für den Stadtrat, aber auch für einzelne Bürger unermüdlich als Übersetzer tätig. Die Stadt dankte es ihm im Jahre 1818 dadurch, dass er zum Magistratsrat (bis 1838) gewählt wurde, es war auch das Fertigungsjahr dieser historischen Handdruckspritze.
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Vielen herzlichen Dank muß ich bei dieser heimatgeschichtlichen Rückblende dem ehemaligen Vorsitzenden des "Historischen Vereins Schweinfurt e.V.", Herrn OMG-Rektor i. R. Wilhelm Böhm an dieser Stelle aussprechen. Ohne seine Hilfe bei der Über- und Vermittlung der Hintergrundinformationen zur Schweinfurter Familie Krackardt, -entnommen aus der Mitgliederinfo "Schweinfurter Mainleite" des Historischen Vereins, Nr. IV. vom Dezember 1998-, wäre diese Bildreportage zur historischen Schweinfurter "Feuerlöschmaschine" nicht an die Öffentlichkeit gelangt. (UK)

Comments 3

  • Gary.D 14/05/2007 15:44

    Da wird der Ausbilder zum Korintenkacker ..........
    Gibt es irgend eine Jugendfeuerwehr die es tatsächlich gelernt hat Sicherheitsschuhe zu tragen ???

    Kann ja wohl nicht war sein.

    Ansonsten sehr gut getroffen schöne alte Spritze ...
  • Ulrich J. Kind 23/11/2003 22:18

    @Hallo Rudolf,
    dabei fällt mir noch ein, dass die frechen Mädels von der Jugendfeuerwehr nach dieser Aufnahme "zufälligerweise" den Photographen mit einer kühlen Wasserdusche bedachten. Ich hatte aber Glück und konnte meine Kamera mit meiner Jacke vor dem Wasserstrahl schützen. Ich war aber ordentlich geduscht! Künstlerpech!
    Na ja, so ist das Leben, - war aber bald wieder trocken hinter den Ohren!
    Gruß Uli
  • Rudolf Kasper 26/10/2003 4:16

    Der Spritze sieht man ihre Geschichte gar nicht an, sieht eher unbedeutend aus. Man erwartet ja auch Rot, wenn es um Feuerwehr geht. Die Feuerwehrler scheinen aber ihren Spass damit zu haben.
    Hochinteressant auch Deine Hintergrundinformation.
    lg Rudi