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Alexander Leipold


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Götz: Gib mir die Augen der Luchse von Böotien, damit mein Blick durch diese Haut dringe. Zeig mir, was sich in diesen Nasenlöchern und diesen Ohren verbirgt. Ich, den es ekelt, Mist mit dem Finger zu berühren, wie kann ich begehren, diesen Sack voller Exkremente in den Armen zu halten?

Hilda: In deiner Seele ist mehr Unrat als in meinem Körper. In deiner Seele steckt Häßlichkeit und der Schmutz des Fleisches. Ich brauche keine Luchsaugen: Ich habe dich gepflegt, dich gewaschen, ich weiß, wie du im Fieber riechst. Habe ich deshalb aufgehört dich zu lieben? Jeden Tag wirst du dem Leichnam ähnlicher, der du einmal sein wirst, und ich liebe dich immer noch. Wenn du stirbst, lege ich mich neben dich und bleibe ohne Essen und Trinken bis zum Ende bei dir, du wirst in meinen Armen verwesen, und ich werde noch deinen Kadaver lieben, denn man liebt nichts, wenn man nicht alles liebt.

[Jean-Paul Sartre - Der Teufel und der liebe Gott]

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