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9. November unser jährlicher Familien- Feiertag

9. November unser jährlicher Familien- Feiertag

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9. November unser jährlicher Familien- Feiertag

Im Leben der Menschen und Familien gibt es immer einzelne ganz bestimmte Tage die sich von den anderen abheben.
Jeder hat nun mal sein eigenes spezielles Schicksal das er Lebenslang mit sich herumträgt.

So wie z. B. für unsere Familie es eben der 9. November darstellt.
Unvergesslich jedes Jahr aufs Neue viele Erinnerungen weck.
Erinnerungen die nun ein Vierteljahrhundert aber auch nur 17 Jahre zurückliegen.
Wo aus Beklemmung viel Frustration gepaart mit völliger Zukunftsunsicherheit mit einen Schlag durch eine kleine handschriftliche Pressemitteilung im DDR- Fernsehen am späten Nachmittag der 9. November 1989 all die Last von uns mit einen Schlag abfiel.

Wir, meine Frau und ich sitzen zu Hause in der Stube.
Versuchen uns auszumalen wie es im Augenblick unserer Tochter wohl gehen mag die inzwischen in Marburg weilte.
Nebenbei läuft wie immer eins der zwei Programme des Westfernsehen.
Nur mit halben Ohr hören wir was da gequasselt wurde.
Von einer Pressekonferenz wo es um einen Reise- Beschluss ging.
Auf Anfrage eines Reporters verkündete Schabowski das dies “ab sofort unverzüglich” in Kraft treten sollte.
Wir konnten das so richtig nicht glauben waren mehr als skeptisch.
Ganz normal wie immer ging ich später zur Nachtschicht wo meine Ludmilla die 132 355 schon treu und brav auf mich im Bw Saalfeld wartete.
Kümmerte mich liebevoll um mein beste Stück.
Bevor wir zusammen einen schweren Erzbomber von Rostock kommend zur Maxhütte Unterwellenborn hoch quirlten.
Hinten kämpfte Tapfer eine 119er als Schiebelok ohne abzusaufen mit.
Lzv zurück um dann Nachmittenacht einen Güterzug nach Camburg zu schaukeln.
Meine Rückleistung laut Dispatcher nicht in Sicht ging es erst mal in Ruhestellung über.
Wobei mein Quietsche Radio mit flotte Rock- Musik mich wach hielt.
Jede volle Stunde waren die Nachrichten dran.
Erst da wurde mir richtig bewusst was ich am Abend vorher vernommen hatte.
Freudentränen flossen.
Die Grenzen waren offen somit werden wir unsere Tochter bald wiedersehen.
Unglaubliche aber wahr der böse Spuck löste sich urplötzlich am 9./10. November 1989 in Wohlgefallen auf.

Zufall oder ein Zeichen das Himmels !
So wurde unserer vereinigte Familie dann später damit wir den 9. November nie vergessen werden etwas geschenkt.
Ja genau an dem Tag 1997 kam unser Enkel Jan zur Welt der nun kaum zu glauben heute 17 Jahre wird.
Jetzt Musik studiert. Sein ursprüngliches Hobby zum Beruf macht.
Also nicht Lokführer wird wer weis für was es in der heutigen Zeit gut ist ?

Das Virus ist nicht übergesprungen :-(

Jan, -  der ganze Stolz des Opas
Jan, - der ganze Stolz des Opas
Ralf Göhl

Zum Foto meiner damaligen Planlok 132 355 die in Riesa 1989 auch auf den Laufsteg durfte.
Dazu interessant vielleicht das unsere Lok eigentlich gar nicht von oben für Riesa bestimmt war.
Auf einen Telegramm am 5. April las ich das dafür die 132 468 geplant war.
Nun man glaubt es kaum die Russen, warum auch immer, waren dazu verdonnert die Lok heraus zu putzen.
Die Soldaten froh mal ihrer Kaserne entfliehen zu können machten dies mit voller Tatkraft.
Nicht nach der Methode wie sonst wenn die Jungs Kohlenwagen an der nördlichen Drehscheibe entluden.
Drei Mann, einer davon arbeitete warf mit den bloßen Händen die Brikett auf den LKW.
Gut verpflegt bei uns in der Kantine schruppten sie was das Zeug herhielt.
Leider dann bis auf den Grund da war kein rot mehr sichtbar.
So kam unsere bestens gepflegte 132 355 eben wegen ihres Aussehens ins Spiel und nach Riesa.
Zum Aussehen.
Auf dem kleinen Dienstweg, man kannte sich, fuhren wir alle 4 Tage bei Tag 8 (Strahlenplantag) durch die Waschanlage von Personenbahnhof.
Es handelte sich hierbei um die Tour nach Zwickau.
Bei der wir immer scherzhaft fragten du strahlst so, „fährst du heute im Strahlenplan“ ?
Eben weil dort in der Gegend um Wedau Uran abgebaut wurde.
Zurück übernahmen wir in Zwickau Koks für Unterwellenborn.
Von dort aus per Lok- Funk erreichten wir Saalfeld konnte uns bei der Wagenwäsche schon mal anzumelden.
Einen Harken gab‘s dabei der Feierabend war nicht 100% gewährleistet.
Doch das bügelnden wir auf den Stundenzettel wieder aus.
Mehr davon nachzulesen im letzten Heft von Bahnepoche unter,
„Mein bewegter Herbst 1989“.

Mein 1.Oktober 1989  > 1
Mein 1.Oktober 1989 > 1
Ralf Göhl

Damit verabschiede ich mich schnell um zu den heutigen doppelten Feierlichkeiten überzugehen zu können.

Euer Ralf

Comments 7

  • Roni Kappel 10/11/2014 14:27

    Hallo!

    Tolle Szene! :-)

    lg,
    Roni
  • makna 10/11/2014 10:43


    Ein bewegter, ein bewegender Tag ...

    8 - 20 - 25 Jahre (1)
    8 - 20 - 25 Jahre (1)
    makna
    ... für Dich aber nun auch der Tag,
    an dem, als alles gut war, Dein Enkel
    zur Welt kam ! Herzliche Glückwünsche !

    Ansonsten gebe ich Michael auch Recht: Langsam,
    wennzwar nur langsam, schleicht sich Normalität
    ein - und so soll die nächste Generation dann nur
    noch Unterschiede zwischen Platt und Bayerisch,
    zwischen Sächsisch und Schwäbisch, aber nicht
    mehr zwischen Ost und West kennen ... :-)

    BG Manfred
  • Michael PK 10/11/2014 9:39

    Schön,dass es so gekommen ist.Auch für Uns Wessis gehörten alle Schikanen an der Grenze der Vergangenheit an.Langsam schleicht sich Normalität ein,die nächste Generation wird hoffentlich zwischen Ost und West keinen Unterschied mehr machen.
  • Dieter Jüngling 09/11/2014 17:13

    Das Leben schreibt die besten Geschichten.
    Fröhliche. Spannende. Traurige.
    Oft sind auch echte Dramen dabei.
    Und doch, finden die meisten Geschichten, einen guten Ausgang.
    Gruß D. J.
  • Klaus Kieslich 09/11/2014 13:30

    Wieder eine sehr persönliche Schilderung der Vorgänge am 9.11.89,für die ich mich gerne bedanken möchte.....ich hatte da übrigens auch meine letzte Nachtschicht vorm Wochenede und verfolgte das Ganze im Radio
    Gruß Klaus
  • BR 45 09/11/2014 12:20

    Herrlich in Deinen Erinnerungen an diesen Tag zu schmöckern.
    Ich wünsche einen schönen Familienfeiertag
    Grüsse Andy

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