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Eine Geschichte des Frustes, des Frierens und des Strampelns...

Eine Geschichte des Frustes, des Frierens und des Strampelns...

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Thomas Jüngling


Premium (Pro), Quedlinburg

Eine Geschichte des Frustes, des Frierens und des Strampelns...

...ist dieses Foto. Dabei glaubte ich, diesmal wirklich alles idiotensicher geplant zu haben. Rucksack mit Fotozeug war fertig gepackt - sogar mit analoger Reservekamera - der Fahrplan für den Zug, der mich von Doberlug-Kirchhain nach Finsterwalde zum Objekt meiner dampfenden Begierde bringen sollte war längst ausgedruckt. Dann marschiert man morgens halb sechs zum Bahnhof. Eine Ansage: Zug hat auf unbestimmte Zeit Verspätung. Während ich wutentbrannt wieder Richtung Heimat marschiere - meinem Fahrrad entgegen - grüße ich noch den Waschbären, der vor mir her läuft, und murmle zeitgleich satanische Formeln in meinen Bart.
Heim, rauf auf's Rad und mit Stativ und Rucksack 15 Kilometer zum Fotostandpunkt, auf stockfinsteren Straßen. Mit Bedacht gewählt sollte das Motiv sein...Tage zuvor hatte ich mir alles schon einmal genau angesehen und vorbereitend Fotos gemacht. Dann heißt es nur noch warten, dem verdutzten Fahrdienstleiter kurz von dem Sonderzug mit 03 2204-0 erzählen, von dem er nichts weiß. Nach einer Stunde des Klapperns in der Kälte, gegen 08:08 Uhr, erscheint der Sonderzug - pünktlicher als die DB. Ich drücke zwar im gewünschten Moment ab, aber das Bild erscheint mir kontrastlos, die Lok zu dunkel, die Bewegungsunschärfe zu stark...
Kurzum: ich fuhr nun restlos bedient, mit Gegenwind, wieder heim.

Aufgenommen am 15.11.08 mit Olympus E-410, auf Stativ und mit Blitz. 1/125 Sekunde, Blende 4,5 ISO 400, Brennweite 31 mm.
Ich hab' nun versucht, das Beste draus zu machen: Der Zug und sein dunkles Umfeld wurden etwas aufgehellt, das Ganze getönt und ein wenig nachgeschärft. Was meint ihr zum Bild?

Comments 12

  • Heinz R. Hennig 01/06/2014 16:55

    Ein Photo von der Bahnatmosphäre wie aus alten Tagen, ganz prima
    vg heinz
  • Cornelia Heimer 18/09/2010 23:51

    Also ich finde das Bild toll, gerade wohl auch durch die Tonung. Sie gibt dem Bild eine Anmutung als sei es vor vielen Jahren entstanden. Du mußt nicht frustriert sein.
    LG Conny
  • rail66 20/08/2009 19:57

    Und genau das ist es, jedes Foto hat eine Geschichte, es ist nicht nur das Ergebnis des Auslösers und dieser Aufwand, der betrieben wird ist ebenso zu würdigen wie die technische Ausfühurng und die Umsetzung des Motives. So gesehen, ein feines Dampfbild, welches durch die Formsignale nur gewinnt.
  • Jürgen Guhlke 28/01/2009 11:18

    Mir gefällt das Bild und zwar so wie es ist. Der Bildaufbau ist in Ordnung und die Tonnung ist passend.
    MfG
    Jürgen
  • Stephan Schenk ( `Der Leitermann` ) 18/11/2008 11:30

    Thomas, klar - warum denn nicht den `Alten` versuchen nach zu kommen? Die Meßlatte hoch legen und damit seinen eigenenen Weg gehen (also nicht zwingend `nachmachen`).
    Ich habe mir Deine anderen Bilder angeschaut und finde, Du hast schon den richtigen Blick für die Motive. Das man dabei nicht immer alles so hin bekommt wie gewünscht - oder dann doch, das ist eben die Kunst! Zum Anderen ist es ja heute so, das man ja um ein authentischen Foto (was ja meine Lieblingsstrecke ist) zu machen sich ja richtig ins Zeug legen muß. Das klappt nicht zufällig - da geht man zweimal im Kreis um das gewünschte Motiv oder den Bereich der mal Motiv werden soll. Früher war das einfach - Kamera raus und draufhalten - da gab es keine Windmühlen, Werbeschilder, dominate Kilometertafeln, verkrautete Gleisanlagen und sonstige neumodischer kram. Daher sehen die alten Fotos auch so wahnsinnig stimmig aus weil eben das komplette Umfeld nach heutigen Gesichtspunkten intakt war. Klar - eine Motivauswahl mußte trotzdem sein - nicht alles was alt war/ist, ist auch Motiv.
    Früher ist man soweit um die Lok gerannt bis kein Trabbi mehr im Hintergund zu sehen war - heute stellen man die Dinger (schlimmstenfalls) fast neben die Lok nur damits `alt` aussieht. So ändern sich die Betrachtungsweisen.
    Aber das wichtigste - Du hast Dir im Vorfeld Gedanken zum bestmöglichen Ergebnis gemacht, das zählt. Der Erfolgt ist dann `nur` noch das Endergebnis. Nichts finde ich schlimmer als Knippsbilder von Leuten die von sich sagen Eisenbahnfotographen zu sein, sich vorher aber anscheinend keine Gedanken zum Thema machen. Und ich denke, als Betrachter von Bildern sieht man das!
    Nicht alles gelingt, auch mißlungenes in die fc zur Diskussion/Kritik zu setzen finde ich als Erfahrungsaustausch wichtig und richtig. Wichtig ist aber auch, wer mit welchen Maßstäben welche Kritik ansetzt. Das persönliche mißfallen eines Bildes heißt ja nicht automatsich das es schlecht ist. Jeder blickt anders auf die Dinge die sich vor einem zeigen - die fotographische Darstellung zeigts dann ....

    Grüße aus Köln, Stephan
  • Thomas Jüngling 18/11/2008 8:59

    Hallo,
    zunächst möchte ich mich für euer Lob UND für eure Kritik bedanken. Es hat mich gefreut zu sehen, dass man sich kritisch mit dem Bild auseinander gesetzt hat. Auch die ungewöhnlich hohe Zahl von Klicks in kurzer Zeit sagt einiges aus.

    Nun noch einiges zu den kritischen Bemerkungen. Zum Gleissperrsignal im Vordergrund möchte ich sagen, dass es tatsächlich geleuchtet hat. Es war erst seit kurzer Zeit hell, eine halbe Stunde vorher war es noch stockfinster, sodass die Signalbeleuchtung tatsächlich noch sichtbar war. Aber klar, der Blitz hat da auch seine Aktie dran. Ich muss dazu sagen, dass es ein Aufsteckblitz für analoge Kameras ist, der überhaupt nicht kompatibel mit meiner Olympus E-410 ist. Als Schüler ist mein Budget jedoch recht begrenzt, sodass ich nutzen muss, was ich habe.

    Auch mit Belichtungszeit und Blende habe ich lange hin und her probiert, ständig den Belichtungsmesser in der Hand. Ich habe mich nicht auf die Automatiken der Kamera verlassen (die hätte nämlich garantiert auf den helleren Hintergrund gemessen, wollte mit 1/60 Sekunde belichten...), sondern komplett manuell eingestellt. Im Endeffekt habe ich die Belichtungszeit möglichst kurz halten wollen - ich ahnte schon, dass der Zug noch recht schnell sein würde, wenn er in den Bahnhof einfährt. Dabei habe ich bewusst in Kauf genommen, die Blende weiter zu öffnen, wenn auch zähneknirschend. Ein Wolkenloch, das mich kurzzeitig hoffen ließ, verkrümelte sich leider pünktlich zum Zug wieder.
    Was eine spitzere Perspektive anbelangt, so hatte ich mir auch dahingehend Motive ausgeguckt, aber damit wäre alles nur noch schlimmer geworden. Zu viele Masten, moderne Beleuchtung, zugewucherte Gleise, das Auto des Fahrdienstleiters am Stellwerk, hinter dem ich stand. Auch hätten sich die Formsignale immer mehr oder weniger überlagert, was ich ebenfalls vermeiden wollte - hier die andere Perspektive, einen Tag früher:
    Bf. Finsterwalde, Ausfahrt Richtung Cottbus
    Bf. Finsterwalde, Ausfahrt Richtung Cottbus
    Thomas Jüngling
    Auch mit meinen beiden Teleobjektiven wollte das Bild nicht so werden, wie ich es wollte. Daher hielt ich meinen Standpunkt für den günstigsten. Die extreme Linkslastigkeit fiel mir allerdings auch erst auf, als die Bilder gemacht waren und ärgerte mich schon da extrem. Na ja, aus Fehlern lernt man - beim nächsten Mal wird der Bildaufbau NOCH mehr durchgeplant :-)

    Und Ralf, bevor du noch zum Tränen trocknen angerannt kommst - ich freue mich über die Kritik und kann das Schluchzen gerade so unterdrücken ;-)
    Und ich habe gar nicht vor, hier an die Motive der "Alten Hasen" heran kommen zu wollen, die mit ihren authentischen Fotos immer um Längen besser sein werden. Aber deine Anmerkung macht mir wiederum Mut - der Alltagsfotograf von früher hätte sicher nie die Zeit gehabt, sein Bild so exakt zu planen, sodass man kleine Mängel vielleicht auch als Teil der "Alterung" des Bildes werten könnte. Aber ich will mich nicht heraus reden - Kritik ist berechtigt.

    Übrigens ist das Bild nicht ganz frei von modernen Einflüssen: Im Hintergrund stehen zwei ziemlich aufdringliche Windkraftanlagen, die eine zum Glück vom Qualm der Lok verdeckt, die andere schimmert durch die Bäume hindurch. Ihre rot gestreiften Flügel fallen in dieser Bearbeitung nur nicht so sehr auf.

    Ich bedanke mich nochmals herzlich für euer Feedback!
  • Ralf Göhl 16/11/2008 17:09

    Na, na Thomas nicht gleich weinen, wenn schon dann nur beim Rauchkammer machen oder anheizen :-((
    Klaus hat dir ja schon gute Hinweise gegeben, ich hatte nie große Ahnung von fotografieren vielleicht aber einen guten Blick.
    So bin ich nie mit dem Vorsatz heran gegangen ich muß, - sondern ich möchte.
    Gut, gut ich kann lächeln da die begehrten Motive mich geradezu umringten.
    Übrigens, auch der Ralf hat Sch...... produziert nur die zeig ich lieber nicht ;-)

    Kopf hoch Ralf

  • Stephan Schenk ( `Der Leitermann` ) 15/11/2008 20:55

    ..was ich meine zum Bild: grundsätzlich ist alles an `Beiwerk` in Ordnung - haste Dir ja auch gründlich ausgesucht. Nur, so finde ich, es ist ein Sonnenmotiv - es schmiert bei schlechten Wetter ab - Die Lok/Zug ist soweit weg das er dunkel wird. Führe der Zug auf einem der vorderen Gleise, sähe das bedeutend anders aus. Der Zug würde deutlich an Gewicht für die Beliechtung (und auch Betrachtung) gewinnen und wäre klar der Favorit. Zum Anderen:das Bild wirkt unruhig durch die Vielzahl von Masten im Blickbereich der Signale - im Sommer sicher schön zugewachsen. Die hohen Signale+Masten links - rechts ist nur der Zug ohne eine rechte Bildbegrenzung/Abschluß (Gebäude, Mast Stellwerk etc.). Das Bild ist linkslastig.
    Das Motiv hier vielleicht mehr als Seitenschuß aufbauen oder nach Möglichkeit weiter hinter gehen und mit längerer Brennweite arbeiten - dadurch rückt wieder alles zusammen.
    Belichtung, der Blitz für den Vordergrund ist keine schlechte Idee, die Weichenlaterne leuchtet aber etwas. Die Unschärfe ist sicher dem Blendenwert geschuldet - hier passierten mir auch oft Fehler mit völlig offener Blende (nehme an Dein Objektiv geht nicht weiter auf). Dann lieber etwas unterbelichten aber dafür die Schärfe retten.

    Insgesamt gefällt mir das Bild trotzdem, wie die Vorredner schon sagten - sieht aus wie früher zu Ostzeiten.
    Wie gesagt, bei Sonne + Sommer bestimmt ein prächtiges Motiv.
    Bitte, Thomas, das ist nur eine Meinung.
    Ich möchte Dir Dein mit viel Mühe erstelltes Foto nicht nehmen. Habe früher mit ähnlichen Anstrengungen gearbeitet und dabei auch Mißerfolge eingesteckt - aber die Jahre bringen die Erfahrungen - und auch das hilft heute nicht immer.
    Wenn ich mein letzt eingestelltes Bild betrachte (es hat zwar technische Mängel;Tiefenschärfe, Belichtung), ich finds dafür aber noch gut - und ich habe aber kaum Anmerkungen dazu bekommen. Resonanz also - sehr gering bis negativ!
    Wie Du schon selbst meintest - Dein Bild ist auf alle Fälle zeigenswert!

    Grüße, Stephan

    Kreuzung in Förtha....
    Kreuzung in Förtha....
    Stephan Schenk ( `Der Leitermann` )
  • CyranoPuschkin 15/11/2008 20:24

    Vor allem in Verbindung mit der "VorGeschichte" ist es ein direkt "liebenswertes" Bild !
    Meine Vorredner haben alles wesentliche bereits gesagt:
    Es gibt keinen verunstaltenden "NeuKram" zu sehen;
    im Gegenteil: Schöne Formsignale und Drahtzugleitungen - und die sw-Bearbeitung ist auch von Vorteil.
    {Und sogar die Triewerksstellung "paßt" ;-) ... ! }
    Der Aufnahmezeitpunkt ist ja so von Dir gewählt worden;
    hättest Du allenfalls "15m später" ausgelöst, hätte die Lok auch nichts Wesentliches verdeckt - aber auch das Problem der Bewegungsunschärfe wäre nicht kleiner gewesen ;-) .
    Alles in allem ein GUTES Bild - würd ich sagen !
  • markus.barth 15/11/2008 18:55

    gräme dich nicht, solche situationen kennen wir wohl alle.
    das foto, finde ich, ist dir sehr gut gelungen. die sw bearbeitung verdeckt die kleinen schwächen sehr gut.
  • WERNER-ZR 15/11/2008 17:34

    also ich finde als Bürger der DDR, der jahrelang mit dem Zug gefahren ist, dieses Foto absolut gelungen - es sieht richtig gut original aus. Könnte gleich meine Monatskarte raussuchen :-))
    Nee, wirklich, super Foto. Gefällt mir sehr gut.
    LG Werner
  • Achim Schindler 15/11/2008 17:09

    Bild in sw kommt gut. Auch nichts Neuzeitliches in Sicht. Wie damals aufgenommen.