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Oberhausen: kein Raum für Kultur

Oberhausen: kein Raum für Kultur

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Harald Finster


Free Account, Aachen

Oberhausen: kein Raum für Kultur

Eine Sprengung legte am 19.08.2006 den grössten Teil des ehemaligen Thyssen Elektrostahlwerks in Oberhausen in Schutt und Asche. Wieder ein herber Verlust für die Kulturlandschaft Deutschland, wieder eine Fehlentscheidung kurzsichtiger Politiker und geldgieriger Immobilienzocker. Der Entscheidung ging eine Diskussion voraus, in der sich die für den Abbruch Verantwortlichen auf's Peinlichste blamierten. So begründete der Oberhausener Baudezernent den "Unwert" des Gebäudes damit, dass im Landschaftspark Duisburg bereits ein "Stahlwerk" stehe. Es ist unglaublich, dass ein hochbezahlter "Fachmann" in dieser Position einen derartigen Unsinn von sicht gibt. (In Duisburg steht keineswegs ein Stahl- sondern ein Hüttenwerk.) Die Appelle namhafter Denkmalschützer verhallten wieder einmal ungehört. Selbstherrlichkeit und Kompetenzlosigkeit gepaart mit skrupellosem Durchsetzungsvermögen - so wird (nicht nur) Oberhausen regiert.
http://www.hfinster.de/StahlArt2/archive-EAF-de.html
http://hfinster.de/StahlArt2/Feudalkultur-Un-Kulturhauptstadt-RUHR-2010-de.html

Comments 16

  • Harald Finster 31/01/2008 21:35

    Hans, ich kann Dir nur Recht geben. Unsere kulturlosen "Fortschrittspolitiker", die unser (industrie-)kulturelles Erbe vernichten, weil es angeblich dem Fortschritt Platz machen muß, sehen immer noch nicht, daß man die Gegenwart nur verstehen kann, wenn man die Vergangenheit kennt. Sie verachten die Leistung derjenigen, die unseren Wohlstand aufgebaut haben und liefern uns den Zockern aus, die mit kurzfristigen Spekulationen Geld machen wollen und schnell weiterziehen, wenn sie ihre Opfer ausgesogen haben.
    Eine weitsichtige Planung und Investition, wie es sie beispielsweise vor hunderten Jahren im Harz gab, wáre heute undenkbar: dort haben Bergleute jahrzehntelang sogenannte Erbstollen gegraben, um Wasser aus den Gruben abzuziehen. Das hat enorme Summen gekostet und kurzfristig (wobei 'kurzfristig 20-30 Jahre war!) keinen Cent eingebracht. Aber, man hat eben in die Zukunft gedacht.
    Gruß Harald
  • Hans Splittorf 31/01/2008 21:32

    ... aus diesem Grunde ist es wichtig ohne Unterlass dies zu dokumentieren.
    Und vor allem sich mit diesen Menschen zu solidarisieren.
    Du Harald, lässt ja da Gottseidank nicht locker.
    Ich wünsche mir, dass Deine Akkus nie leer werden.

    In diesem Sinne Glück Auf!
    Hans
  • Hans Splittorf 31/01/2008 21:25

    Hallo Harald,

    es zeigt sich doch immer mehr, dass die Industriegeschichte und vor allem die Geschichten der Menschen die dort ihr Auskommen hatten, für die Hire and Fire-Mentalität unserer Industriemanager völlig belanglos sind.
    Siehe auch das jünste Beispiel in Bochum NOKIA, so werden Menschen nur noch optimiert ausgebeutet und dann abgelegt.

    Gruß Hans
  • M. Luven 21/09/2006 12:50

    Der jüngste Stahlboom belegt, dass es sich lohnt an der s.g. alten Industrie festzuhalten.
    „New Economy“ ist auch richtig, notwendig und wichtig.
    Ein Besuch in einem Stahlwerk erzeugt bei mir immer wieder Gänsehaut!

    Traurig zu sehen, wenn so was weggesprengt wird. Aber gut es es auch dokumentiert wird!!!!

    LG

    Michael
  • Zechen Dieter 18/09/2006 23:37

    Immer wieder das gleiche Trauerspiel !
    LG Dieter
  • Petra Sommerlad 13/09/2006 3:02

    Es ist immer das Gleiche...wenn die Dinge noch nicht alt genug sind um als "historisch interessant " zu gelten, werden sie aus finanziellen Gründen heraus kaputt gemacht...in Hundert Jahren liest man dann in den Geschichtsbüchern...dass leider im Jahre 2006 das Gebäude der Abrißbirne zum Opfer gefallen ist...ich bin froh um alles was stehen bleibt. LGPEtra
  • Biggi Riegert 12/09/2006 21:34

    Schön dokumentiert.
    Der Abriß-Wahn von alten Zeitdokumenten ist ein Problem unserer Politik.
    Dein Thema gefällt mir sehr. So bleiben uns teilweise wenigstens die Bilder.
    lg biggi
  • indugrafie (punkt) de 12/09/2006 20:30

    alles ist eine frage der lobby.....
    Harald spricht das grundsätzliche problem an, daß industriekulturgeschichte in der heutigen gesellschaft nicht gleichwertig einem folkwang-museum (essen) angesehen wird. vermutlich, weil industriekultur immer den ursprung in "maloche" hat und damit will niemand in seiner freizeit zu tun haben (ein möglicher erklärungsansatz).

    ich bekenne mich aber trotzdem zum landschaftspark in meiderich, weil ich ebenfalls denke, daß ohne die lichtinstallation und diverser umbauten für veranstaltungen das werk nicht überlebt hätte. ohne kompromisse geht in heutige zeit nichts. und mal ehrlich, vielerorts im hüttenwerk findet man noch unberührte elemente. ohne das bekannte konzept wäre dieses foto vor wochen nicht mehr möglich gewesen:
    Hochofenwerk
    Hochofenwerk
    indugrafie (punkt) de
    gruß Björn
  • Alan Murray-Rust 12/09/2006 20:26

    In Grossbritanien gibts noch interessante Reste aus historischen Epochen - Blaenavon, Ironbridge usw. - aber fast nichts von moderneren Zeiten. Kein HO; ein EO (Magna) das kein versichertes Leben hat, und ohne sonstigen Teilen wie Konverter usw.; und sonst - nichts!
    Gruss
    Alan
  • fotoralf.be 12/09/2006 19:29

    @Burkhard: Mal ganz davon abgesehen, daß sowas wie Duisburg Nord mit dem Verweis auf leere Kassen heute auch nicht mehr gemacht würde.

    Wir können ja froh sein, daß es zwischendurch mal eine Zeit gegeben hat, als solche Projekte überhaupt durchsetzbar waren.

    Ist aber überall dasselbe. Glaube doch niemand, daß z.B. von der Flüssigphase in der Lütticher Eisen- und Stahlindustrie nach 2009 auch nur ein Stein erhalten wird.
  • Harald Finster 12/09/2006 19:23

    @Burkhard: bekannte Argumentation. Doch, wer finanziert denn Opernhäuser, Stadttheater, Museumsinsel Berlin (1.5 Mrd Euro über Eintrittsgelder?) Schloss Neuwahnstein ...
  • Harald Finster 12/09/2006 18:04

    @all: danke für eure Anmerkungen!
    @Armand: "schuften" - ja, genau! Umso absurder finde ich, dass die wenigen erhaltenen Anlagen meist in irgendwelche Disney-Land-artigen Vergnügungsmeilen umgebaut werden. Die wenigsten der Besucher setzten sich mit dem Inhalt auseinander und nehmen kaum mehr als "Bo-Ey ist das cool phunt" mit. (Siehe "Stahlwerk" LaPaDu.)
    Gruss Harald
  • Armand Wagner 12/09/2006 17:12

    Ich glaube, dort hat mein Onkel währed 40 Jahren gearbeitet.
    Wer einmal ein solches Stahlwerk besichtigt hat, der kann sich vorstellen, wie die Leute da - geschuftet - haben.
    Solche Werke sollte man der Nachwelt erhalten !
    Ich war zB. jetzt ein paar mal in der Völklinger Hütte , habe , wenn ich dort bin, das Gefühl, als hätten die Leute am Tag vorher noch da gearbeitet !
    Ich habe riesigen Respekt vor den Arbeitern dieser Werke.
    Lg Armand
  • Norbert Meier 12/09/2006 16:36

    Da kann man Harald nur zustimmen.
    Ganz allgemein gesehen kann man sagen:
    Erst wenn gar nichts mehr steht und nur noch seelenlose Betonklötze oder primitive Wellblechbaracken hochgezogen worden sind, wird man sehen, welches Kulturgut in Form von historischer Bausubstanz vernichtet worden ist.
  • Winfried Stüßer 12/09/2006 16:21

    Wenn ich das sehe und lese, fällt mir der Spruch ein:"Ich kann garnicht soviel fressen, wie.....!"
    Ein Trauerspiel, dass sich vielerorts fortsetzt. Die sogenannten Fachleute sind oft erbärmliche Fachidioten, abhängig von Lobby und Interessenverbände.
    Ich werde im Laufe des Jahres eine Bildfolge einstellen, die eine Kulturschande an meinem Wohnort behandelt.