KHMFotografie


Premium (World), Kaiserstadt / GosLar in NDS

** Impressionen vom Erfurter Dom **

Nikon D 800 / Nikkor 24-70@70mm / F 2,8 / ISO 2500 / Aufnahmemodus M 1 / 13 Sek, -2/3 EV / Freihand / Einzelaufnahme / 12.08.2014... Entwickelt mit LR 5.7 und BEa Element 10


Auf kirchentour in Erfurt und Nordhausen mit Andreas Liwinskas ...



Der Chor besitzt neben den Fenstern auch noch seine weitgehend originale Raumausstattung. Die hintereinander angeordneten 89 Sitze verteilen sich auf zwei Doppelreihen von 17,5 Meter Länge und je eine Reihe links und rechts an den westlichen Wänden, die den hohen Chor vom romanischen Kirchenteil trennen. Die Sitze sind aus Eichenholz. Das Erfurter Chorgestühl ist eines der umfangreichsten und am besten erhaltenen mittelalterlichen Gestühle in Deutschland, das original erhalten und qualitätvoller ist als in mancher anderen Bischofskirche. Im Jahr 1329 wurde das Holz für das Chorgestühl geschlagen und wohl bald darauf auch bearbeitet. Die bislang angenommene Datierung in die 1360/70er Jahre muss aufgrund dieser Datierung um 40 Jahre nach vorne verlegt werden. 1829/30 und 1900 erfolgten Ergänzungen vor allem im Bereich der Baldachine, so dass deren ursprüngliche Ausprägung nicht mehr rekonstruierbar ist. Außerdem wurden 36 der 50 Frauenfigürchen der Zwischenbacken und andere Details ersetzt.

Wie in jeder Stiftskirche hatte jeder Chorherr seinen eigenen festen Platz im Chorgestühl („stallus in choro“), wobei streng nach Rang unterschieden wurde. In den hinteren, höher platzierten und viel reicher ausgestatteten Stühlen hatten die maiores praebendati, die besser ausgestatteten Chorherren, ihren Platz. Darunter lagen die Plätze der minores praebendati, geringere Kleriker wie gewählte Domherren im Wartestand und Vikare sowie Schüler der Domschule. Letztere hatten oft ihre Namen eingeritzt, was in älterer Literatur hinsichtlich Datierung für Verwirrung sorgte. Am prächtigsten und reichsten verziert ist die Gestühlsreihe an der Westseite des Chores. Auf jeder Seite liegen drei Sitze mit davorstehenden Pulten, die jedoch in der Form modern sind, nur die Wangen sind noch original. Hier saßen die Dignitäre oder Prälaten, die Würdenträger des Kapitels: der Propst, der in Personalunion auch Archidiakon war, Dekan, Kantor, Kustos, Scholaster, und auf dem sechsten Stuhl vielleicht der Senior oder Punctator oder ein Weihbischof.

Das Programm besteht aus einer typologischen Gegenüberstellung von Altem und Neuem Testament. Dazu kommen genrehafte Szenen und Fratzen und Wesen an Zwischenbänken und Handläufen. Die Stühle besitzen keine der sonst üblichen Misericordien („Erbarmen“), das heißt kleine Konsolen zum Abstützen. Besonders reich ausgebildet sind die beiden großen Westwangen. Die südliche zeigt einen rankenden, Rundformen bildenden Weinstock mit Szenen des Weinanbaus und der Weinlese über einem Christuskopf zwischen zwei Fischen. Oben in neben kleinen vollplastischen Figur von Maria mit dem Kind ist in zwei Dreipassarkaden der Sündenfall dargestellt. Der Weinstock ist als Symbol Christi zu interpretieren, da der Wein das Blut Christi versinnbildlicht. Die Medaillons mit dem Weinbau sind damit Allegorien der Überwindung der Erbsünde durch das Opfer Christi. Die nördliche Westwange zeigt den Sieg des Christentums über das Judentum im Kampf zwischen Ecclesia und Synagoge. Ein strahlender Ritter tritt gegen einen Reiter auf einer Sau an (siehe Judensau). Wahrscheinlich steht diese Darstellung auch mit den 1349/50 tobenden Pogromen gegen die Juden in Zusammenhang. Die darüber befindlichen vier musizierenden Engel mit zeitgenössischen Musikinstrumenten und der König David mit der Harfe sowie drei musizierenden Begleitern feiern offenbar den Sieg der christlichen Kirche. Bei den Ostwangen sind im Süden der heilige Christophorus als Jugendlicher und im Norden der sich erhängende Judas Ischariot und ein höhnisch grinsendes Teufelchen im Baumgeäst dargestellt. Deutlich sind ein Qualitätsabfall und mindestens zwei Hände feststellbar, wobei das Gestühl der Dignitare und hohen Prälaten den besten Bildschnitzern anvertraut war.

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Folders Sakralbauten
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Exif

Camera NIKON D800
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Aperture 2.8
Exposure time 1/13
Focus length 70.0 mm
ISO 2500

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