Back to list
Zusammen kämpfen

Zusammen kämpfen

9,693 13

gelbhaarduisburg


Free Account, Duisburg

Zusammen kämpfen

Auf dem Weg zur Loveparade
Duisburg, 24.07.2010

Comments 13

  • Hans-Joachim Maquet 10/04/2017 8:40

    Sie hat die richtigen Handschuhe mit - die Durch-Setzerin.
    LG Hans-Joachim
  • smokeonthewater 13/03/2017 20:10

    Noch schreiten sie lustig.
    Massenaufläufe wecken seit meiner Jugend den Selbsterhaltungstrieb in mir. Habe im Fußballstadion den einen oder anderen Zerquetschten gesehen, wenn mal wieder eine "Menschenlawine" auf den Rängen abging. Seitdem meide ich bestimmte Situationen, bzw. halte ich immer Ausschau nach Fluchtwegen, lange vor Duisburg. Die heutige Arglosigkeit, wenn die Partylaune das Hirn ausschaltet, ist erschreckend und dürfte auch ein Grund für die Katastrophe sein, wenngleich das Hauptversagen bei Organisatoren und Polizei liegt.
  • Rheinbild 11/03/2017 10:26

    Ach ja, da war ja noch was... fast vergessen :-) Ich hab mich immer nur gewundert wie übersichtlich 1,5 Millionn Menschen sind, so etwa im Vergleich zum Rosenmontagszugzug in Köln , der ja nur eine Millon Zuschauer hat oder den "paar" Mennekes in einem Fußball Stadion. Aber was weiß ich von Love Parade, lol.
  • gelbhaarduisburg 11/03/2017 6:46

    @Rheinbild
    Berlin brauchte einen Ersatz für die Mauer. Und Duisburg mußte aufstocken. Die Mafia hatte nur sieben um die Ecke gebracht.
  • Rheinbild 11/03/2017 0:36

    Den ganzen scheiß hab ich nie kapiert. So hätte es zwar nicht enden müssen, aber die Love Parade halte ich reine Lüge für profilneurotische Möchtegern Weltstädte. Und da schließe ich Berlin nicht aus. Da stimmte weder der Gewinn, noch die Kosten oder die Besucherzahlen. Höchstens die Müllmenge war real. War aber egal, Hauptsache man is ne geile Stadt, lol.
    LG
    Rheinbild
  • Udo Ludo 10/03/2017 19:20

    Hat da in Duisburg ein Chemie-Unternehmen wieder 'was überkochen lassen?
  • motorhand 10/03/2017 15:01

    "die bleiche Stadt"
  • westfalia 10/03/2017 12:02

    ja, erschreckend..., als wenn sie es geahnt hätten!
  • Bodo.K 09/03/2017 22:23

    +++
    DANCE OR DIE
    Glückauf
    Bodo
  • Sanne - HH 09/03/2017 21:24

    dein Text dazu ....sehr gut geschrieben....erschreckend zu diesem fröhlichen Bild...Sanne
  • gelbhaarduisburg 09/03/2017 19:50

    @KaLi-Knipser
    Du erinnerst mich daran, dass ich völlig vergessen habe, den Text dazu anzufügen. Danke!


    VIP

    Ende Juli, das Wetter hatte sich gedreht. Es war schwül, schwerer Himmel, ein Hitzegewitter stieß nur leere Drohungen aus. Tausende ineinander verklebte Menschen bewegten sich in zähem Taumel über den Platz, hierher, dorthin, die Polizei als überforderter Puppenspieler, das riesige Areal vor dem Hauptbahnhof verstopft, tausendfaches Gemurmel, Lachen, Singen, Angstschreie. Wann es denn endlich weiter gehe, wo denn nun die Party, was zum Teufel hier eigentlich passiert, was denn los sei, Hasse ma ?ne Kippe?. Mitten im Gewühl versuchte sich eine lange Kette überforderter Polizisten an der fragwürdig-dankbaren Aufgabe, immer noch zuströmende Massen wieder nach Hause zu schicken. Ein junger Mann und ein Polizist, beide gleich alt, ein magentafarbenes Band am Arm des einen, lernten sich ein klein wenig kennen.

    „Sehen Sie das!? Ich hab das lila Band, ich bin nämlich VIP, ich muss auf das Gelände, ich hab hier besondere Rechte!“
    „Wat hasse? Hasse nich mitgekricht, wat hier passiert is!? Hier kommt keiner mehr auf dat Gelände! Mach’n Abfluch!“
    „Wie bitte!? Ich bin VIP! VIP! Verstehen Sie das nicht!? Ich bin extra aus Mannheim hierhin gekommen! Ich bin nicht irgendein Besucher! Ich bin VIP!“
    „Pass op: Hier geht gar nix mehr, die Fete is vorbei, schecksse dat!? Dein Armband kannze inne Tonne kloppen! Hau ab getz! V’piss dich!“
    „Verdammt! Ich muss hier ganz einfach durch, ich muss! Ich bin VIP! Das kann doch nicht so schwer zu verstehen sein! VIP!“
    „Weisse, wat ich gleich muss, Männeken!?“

    Das Weiße nahm seinen Platz im Auge des Polizisten ein. Er hielt nur mit Mühe die geballte Faust in der Tasche. Ein zweiter Bulle kam dazu. Undurchdringbare Prozessionen kreuzten und querten, beschwerten sich, stolperten, torkelten, fliegende Händler winkten ihnen zu, drinks, drinks, drinks… Unverdrossen feierten die Leute in Biergärten, an Trinkhallen, vor den Internetcafés, den Asia-Shops, den Kneipen und Bars. Bataillone von Bierdosen bestimmten das Bild, dröhnende Techno-Beats, Radio- und Fernsehtöne aus weit aufgerissenen Fenstern: …unfassbar …ein tragisches Unglück ereignet, dessen Dimensionen… Lage noch nicht im Griff… …anstaltung abgebrochen… Leergutsammler mit wuchtigen Einkaufstaschen bückten sich so ekstatisch nach Flaschen und verbeulten Dosen, dass sie ratternde Helikopter über ihren Köpfen, die Menschenmassen, das Tohuwabohu gar nicht zu bemerken schienen. Laute Bässe drangen unnachgiebig vom Festivalgelände in die City, versanken in Gemurmel und Geschrei und verstummten irgendwann ganz. Wieder und wieder wurde der neueste Stand der Dinge mitgeteilt, Opferzahlen blinkten auf Monitoren.

    Am Morgen danach, als wartete die bleiche Stadt auf so etwas wie ein vorläufiges amtliches Endergebnis, Stille. So weit das Auge reichte, ruhten Unrat und Scherbenmeere auf den Pflastern, Fetzen durchfeuchteter Poster, verlorene Schuhe, T-Shirts, Konfetti, Schnapspullen und zerquetschtes Weißblech säumten Gehwege und Grünstreifen. Der große Stadtpark war vollständig abgesperrt durch Bauzaunelemente, die durch riesige grellbunte Transparente getarnt worden waren. Abgerissene Hinweise auf den Weg zum Güterbahnhof lagen in Blumenkübeln, zerbrochene CDs auf Gullydeckeln. Nirgends Menschen, nur in der Bahnhofshalle noch Besucher, auf Bänken und Isomatten schlafend, dösend, die üblichen Trinker und Obdachlosen schienen verreist zu sein, das Herz der Stadt schien still zu stehen. Ein einsamer Streifenwagen raste die Mercatorstraße entlang, die ganze Gegend war ein Bühnenbild absurden Theaters, worin vor allem ein schwarzer Aufkleber auffiel. An Laternenpfählen hinterlassen, an Zäunen und Schaufenstern, wohl Tausende Exemplare, noch versiegelt, in den Straßen zwischen allem Müll. Der Slogan darauf brachte den fröhlichen Geist der raver auf den Punkt, fragte keinen VIP-Status ab, war sehr schlicht, bestand aus nur drei Worten, weißen Großbuchstaben auf schwarzem Grund. Von der Marienkirche über Sonnenwall, Königstraße und Mülheimer Straße bis zum Ludgeriplatz verfolgte mich der Aufkleber mit den drei Worten

    DANCE OR DIE