Über das Loslassen

Über das Loslassen

Hallo. Ich bin Beau. Früher hieß ich mal Lancelot. Und ich habe eine ganz, ganz lange Reise hinter mir. Aber jetzt bin ich ja da.

Ich war schrecklich müde als mich eine Frau in den Arm nahm und sagte, dass wir jetzt nach Hause fahren würden. Ein zu Hause? Ich wusste nicht gleich was das ist, aber jetzt weiß ich, dass ein "zu Hause" was richtig Gutes ist.

Ich bin nämlich jetzt hier in meinem zu Hause. Hier gibt es Essen und Trinken und ich kann schlafen wo immer ich möchte. Ich hab auch einen Namen bekommen. Ganz für mich allein. Mami sagt immer Beau zu mir - sie sagt, dass das "schön" bedeutet. Und schön ist auch was richtig Gutes, so wie "zu Hause".

Hier gibt es auch ein ganz großes Hundebett. Da würde ich mindestens hundertmal allein reinpassen, ich schwörs. Meine Mami liegt da auch drin, sogar meistens die ganze Nacht. Allein bin ich hier auch nicht, wir sind ja ein Rudel. Es gibt Jack, das ist der Boss. Dem muss man immer hinterherlaufen, den der hat den Durchblick. Nur wenn der sich rumdreht sucht man besser das Weite. Hab ich alles schon gemerkt. Dann gibts auch noch Wurzel. Der hat einen Bart. Und da darf ich immer reinbeißen. Mit dem rolle ich auch gern durch das riesige Hundebett wo auch die Mami drin schläft. Wenn ich dann ganz müde werde darf ich meinen Kopf sogar auf den Wurzel drauflegen. Und auf die Mami sowieso.

Wir gehen auch raus, da bleibe ich die ganze Zeit bei meinem Rudel, will ja nicht verloren gehen. Außerdem gibts sogar draußen zwischendurch zu Essen. Wenn ich dran denke, dass mein Bauch in Spanien ganz oft geknurrt hat finde ich das schon richtig toll.

Aber eigentlich will ich was ganz anderes erzählen. Denn heute ist was sehr Komisches passiert. Das hat mich kurz richtig, richtig traurig gemacht . Wir lagen alle in dem großen Hundebett und die Mami hat erzählt, dass wir bald in den Urlaub fahren. Ich hab den Kopf schief gelegt weil ich nicht wusste was ein Urlaub ist. Dass das auch was richtig Gutes ist hat sie mir dann erklärt. Und das ich vielleicht nach dem Urlaub schon ein neues zu Hause gefunden habe.

Wie bitte? Ein neues zu Hause? Aber ich habe doch schon eins? Ich hab erstmal gar nichts verstanden. Soll ich etwa wieder weg? Ich gebe mir Mühe ein wirklich mustergültiger Welpe zu sein. Ich trage Mami alle Sachen durchs Haus und kaue darauf herum. Sonst macht das hier ja keiner. Und ich belle sie ganz oft an. Das freut sie sehr, denn dann macht sie immer ein Gesicht als würde sie gleich mitbellen. Braucht man als Hund vielleicht zwei zu Hauses?

Das sich bestimmt eine ganz liebe Familie für mich finden wird hat sie dann erzählt. Und dann ist die Mami ganz, ganz traurig geworden. Sie hat mir erklärt, dass ich wieder ausziehen muss, weil ich doch nur eine Pflegestelle bin, oder so. Und die Mami will gar keine drei Hunde. Ich wusste gar nicht was ich dazu sagen sollte. Ich war plötzlich auch ganz, ganz traurig wie die Mami. Und dann ist es mir aufgefallen. Sie hat nur einen Scherz gemacht. Anders kann das doch gar nicht sein. Da ist mir ein richtiger Stein vom Herzen gefallen. Ich hatte es endlich kapiert. Dann bin ich einfach zu ihr gegangen, bin auf ihre Brust geklettert und hab ihr das salzige Wasser aus dem Gesicht gelickert.

"Jetzt bin ich ja da!" hab ich zu ihr gesagt. Ich hoffe sie hat mich verstanden.