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Paul Roland Vettermann


Premium (Basic), Bottrop

Terrygenus

Der Baum – von den Wurzeln, über den Stamm, über die Äste
mit ihren Verästelungen, über die Zweige und ihren Verzweigungen,
bis hin zu den Blättern und ihrem feinem Gerüst – ein Universum.

Im südlichen Bereich, rechts unterhalb der Krone, bewegt sich, neben unzähligen Blättern unterschiedlichster Größe, ein kleines Blatt mit der Kennung „Terrygenus“. Im Unterschied gegenüber anderen Blättern in seiner nahen und weiteren Umgebung, wird dieses Blatt von einer besonderen Atmosphäre umgeben und auf großen Teilen seiner Fläche befinden sich riesige Becken und Senken mit Wasservorräten (im bildlichem Sinne unsere Erde).

Auf diesem Blatt bewegen sich z.Z. unter vielem anderem Leben, bis zu 7,2 Milliarden Lebewesen mit der Kennung „Homo“. Dass sie sich bewegen macht dem Blatt, von seiner Beschaffenheit und Konstruktion her keine Probleme – wohl aber, wie sie sich bewegen. Sie ziehen, sie reißen an ihm! Sie bohren, schneiden und feilen an und auf ihm! Sie brennen und schlagen Löcher in es hinein. Sie produzieren Gifte, die sich flächendeckend übers ganze Blatt ausbreiten! Sie entreißen ihm Stoffe in einer Art und Weise und Menge, die es so schnell nicht nachproduzieren kann… Das Blatt gibt, unabhängig von Jahreszeiten, optisch bereits wahrnehmbare Signale; Verfärbungen und Verwerfungen sind nur zwei der eher leisen Hilfeschreie die es in Richtung „Homo“, in bereits immer kürzeren Abständen sendet;
die aber, wenn überhaupt nur widerwillig wahrgenommen werden.

Der Unterschied zwischen einem wirklichen Blatt, an einem
wirklichen Baum, zum hier beschriebenen ist der, dass das wirkliche
Blatt zu einer uns bekannten Jahreszeit, trocken, braun, brüchig wird
und abfällt – dieses besondere Exemplar sich aber, wenn es „Herbst“
wird, ein paar Mal kräftig schüttelt, um die abzuschütteln
- und das ein für allemal - die seine gesendeten Signale
nicht wahrnehmen wollten.

Es fällt nicht ab, wie das wirkliche Blatt und wird alsbald durch ein neues, frisches ersetzt –
Nein! Nachdem es sich geschüttelt und sich von allem,
ihm auf Dauer nicht gut bekommenden befreit hat, erblüht,
erstrahlt es im neuen Glanz… PRV 03/2013

CO2
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Paul Roland Vettermann


Simulation...
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Paul Roland Vettermann

Comments 6

  • redfox-dream-art-photography 24/03/2020 22:02

    Respekt, was für eine weise Philosophiearbeit auf höchstem Niveau zu einem Thema, welches mich immer schon beschäftigt hat.
    Ich bin begeistert und werde wohl noch lange darüber nachdenken.
    Ein Werk, welches man nicht vergisst...........

    Die schöne Aufnahme könnte nicht besser dazu passen!

    glg, redfox
  • Paul Roland Vettermann 07/01/2016 17:22

    Für mich ist das Gegenteil von Liebe nicht Hass, sondern ANGST! Nämlich die Angst, sich auf die Liebe einzulassen... So lang wir hier in unseren Breitengraden keine wirkliche, spürbare Bedrohung unseres Lebensraumes erfahren, von der viele Menschen in großen Gebieten unserer Erde bereits heute - schmerzvoll - betroffen sind, wird sich die Gleichgültigkeit wohl nicht verflüchtigen... Auch wenn die Engagierten unter uns, von Jahr zu Jahr mehr werden (das ist gut so), werden sie leider weiterhin am erkranktem System scheitern... einem System, das wir, mehr oder weniger alle, mit unserem Tun und Lassen, täglich neu befeuern und unterstützen!

    Vielen Dank für Deine Zeilen lieber Michael!

    LG PR
  • crestmike 07/01/2016 16:50

    Es ist schon sonderbar mit der Spezies Homo... Ich kann mich manchmal des Eindrucks nicht erwehren - je öfter er Wörter wie Umweltschutz, Lebensraum oder Nachhaltigkeit in den Mund nimmt, um so weniger scheint es ihn zu interessieren.
    Ein Autor, dessen Namen ich leider vergessen habe, sagt einmal, dass das Gegenteil von Liebe nicht in erster Linie Hass, sondern Gleichgültigkeit ist. Ich denke, das trifft ziemlich genau den Kern.
    Die wenigen wirklich Engagierten scheitern am System und erkranken nicht selten an Burnout.
    Ob es da einen greifbaren Ausweg gibt...
    Vielen Dank, lieber Paul Roland, für das Veröffentlichen deiner vortrefflichen Arbeit.
    Herzliche Grüße
    Michael