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Schuh fuer einen Lotus-Fuss

Schuh fuer einen Lotus-Fuss

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Rui Yin


Free Account, Freiburg

Schuh fuer einen Lotus-Fuss

Das Foto zeigt das Schühchen einer -Gott sei Dank- früheren chinesischen Frau auf einen Männerschuh.
Seit dem 10. Jahrhundert banden Frauen in China jungen Töchtern die Füße, um so genannte Lotus-Füße zu formen. Keine Mühe, vor allem nicht Schmerzen wurden dafür gescheut. Im Alter zwischen fünf und sieben Jahren, wenn die Knochen des Mädchens noch weich und formbar sind, bandagierte die Mutter mit drei Meter langen Stoffstreifen die vier kleinen Zehen der Tochter unter der Fußsohle zurück, zog danach alle paar Tage die Bandage fester in Richtung Ferse. Der Fußrist des Mädchens bekam allmählich die gewünschte, nach oben gebogene Form. Knochen brachen. Die Blutzufuhr war unterbrochen. Manchmal fielen halbverweste Zehen ab. Zur "Belohnung" bekam das Mädchen alle paar Wochen neue Schuhe, jedes Paar kleiner und schmaler.
Im Idealfall durfte der Lotus-Fuß bei einer erwachsenen Frau nicht mehr als acht Zentimeter sein.
Je winziger der Lotus-Fuß, umso höher fiel der Brautpreis aus. Und umso größere erotische Sensationen versprach sich der zukünftige Ehemann. Der "Goldene Lotus" im Samtpantöffelchen war in China jahrhundertelang Mittelpunkt männlichen Begehrens. Auch im Bett zog die Frau die Schühchen nicht aus. Die Dame konnte kaum noch selbständig gehen. Diese Hilflosigkeit machte sie für die Männerwelt der Oberschicht zu einem unvergleichlich begehrenswerten Luxusartikel.

Comments 8

  • Fan Yan 14/07/2006 10:18

    ich sehe keinen konstruktiven Beitrag.
    sondern eine/einen Snobber der westlichen Zuschauer.
  • ZarathustraDesign 26/05/2006 10:17

    Ein interessantes Bild....aber dieses Bild kann man nur verstehen, wenn man die Geschichte darunter versteht...:-)
    LG ZD
  • Rui Yin 26/05/2006 9:46

    hi alex, danke fuer deinen hilfreichen worten:) dass die schuhen nicht so gut von einander zu trennen sind, hast du recht. naechstes mal passe ich mehr auf:)

    wer sagt, dass ich eine totale gegnerin von EBV bin? ich finde nur, wenn ich bilder mit dokumentarcharakter mache, dann soll es authentisch sein und nicht verfälscht.
    ich mag auch bearbeiteten bilder, so lange sie nicht seriell und falsch wirken, solche bilder sprechen vielleicht fuer kurze zeit meinen sinnen an jedoch nicht mein gemuet. was soll ich damit… bitte, jetzt nicht falsch interpretieren: es gibt auch viele bearbeitete bilder die ich total stimmungsvoll finde!
    also ich arbeite gerade an eine fotoserie mit dem titel „familiealbum der goetter“ fuer meine bewerbungsmappe. hier habe ich die bilder zum beispiel einwenig bearbeitet, damit es von dem alltaeglichen losloest… also, du siehst, ich bin keine totale gegnerin von EBV, ich finde es nur nicht gut, wenn man ein bild nur auf den optischeeindruck reduziert, man kann nichts verallgemeinern;)
    noch mals danke fuer die anregung, finde ich toll:)
    liebe gruesse, rui
  • Alex de todos los Santos 26/05/2006 9:21

    Aha, so sehen sie also aus. Ich habe zum ersten Mal über Lotusfüße im Buch "Wild Svans" gelesen und ich konnte mir lange Zeit nicht vorstellen, wie man so was machen kann, wie es aussieht und das allerschlimmste... wie man das erotisch finden kann???

    Zum Bild habe ich nur wenig zu sagen, da es mir recht gut gefällt. Das Lotusschühchen könnte vielleicht ein bißchen mehr gedreht sein, damit man den Kontrast besser sieht und man die zwei Schuhe eher voneinander unterscheiden kann. Alternativ könnte man auch das blau verschärfen und damit eine Kontrastlinie ziehen, aber ich habe gelesen du bist ein totaler Gegner von EBV. Warum eigentlich?

    Gruß, Alex dtS
  • Klaus Willig 21/05/2006 19:09

    für mich bilden erläuterung und foto eine einheit. ich fürchte in unserer westlichen welt wäre das bild an sich nur für wenige menschen verständlich. wenn man die lotusfüße selbst noch nicht gesehen hat, mag das ganze vielleicht auch garnicht glauben. für mich ist das ganze ein gelungene doku. - gruß klaus
  • Helle MH 18/04/2006 11:38

    Habe ab und zu solche füsse in natura noch gesehen - ist wirklich schlimm. Wie du schreibst, gibt es diese unsitte nicht mehr. Kann man nur hoffen, dass niemanden auf die idee kommt sie wieder einzuführen, heute kommen ja viele traditionen wieder, die seit 1949 in China verschwunden waren.

    lg Helle
  • Wulf von Graefe 18/04/2006 10:37

    @Ann-Christin und @Rui
    Ich bin sehr dankbar für einen erklärenden Text, besonders zu einem Bild, von dem schon zu erwarten ist, dass der Betrachter vermutlich nicht weiß, um was es sich da handelt.
    Der Einwand, dass da etwas nicht zusammenpasst, hätte Ann-Christin aber ja ohne die Erklärung gar nicht kommen können.
    Was sie womöglich meint und was ich nachempfinden kann, ist der Kontrast, aus einem derart gruseligen Faktum ein so schönes und vollendet in sich ruhendes Bild zu machen.
    Die sehr viel deutlichere Alternative wäre der sicher auch irgendwo in Formalin aufbewahrte Inhalt eines solchen Schuhs. Was man vermutlich immer noch zu einem mehr oder minder ästhetischen Foto-Objekt machen kann.
    Wenn mir denn irgendwas am sonst so gelungenen Bild fehlen sollte, so ist mir zu Gunsten der Bildwirkung und zu Lasten des Bildinhaltes nicht deutlich genug erkennbar, dass es sich um zwei Teile handelt und nicht um ein eben fremdartiges Objekt.
    Was aber ja gerade ein solcher Text zurechtrücken kann.
    (Ich hoffe doch, dass dies aus dem Museum ist, und nicht die Schuh von Omi und Opa bei Dir zu Haus)
    lg Wulf
  • Rui Yin 18/04/2006 9:17

    Danke euch zwei fuer die Anmerkungen:)

    liebe Model Ann-Christin Freitag: Der Text unter dem Bild soll nur als Hintergrundinformation dienen. Es war nicht vorgesehen, dass er als ein Teil der Arbeit angesehen wird:) trotzdem danke für den Hinweis.
    PS: Es ist keine "Geschichte", sondern leider eine historische Tatsache.