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Kochtopf der Feuergöttin

Kochtopf der Feuergöttin

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GEO-Lurchi


Premium (Basic), Tübingen

Kochtopf der Feuergöttin

Der Kilauea ist der aktivste Vulkan Hawai‘is. Er ist zwischen 300000 und 600000 Jahre alt und hat vermutlich vor erst 100000 Jahren die Meeresoberfläche durchbrochen. Trotzdem liegt der breite Gipfel des Schildvulkans heute bereits über 1200m über dem Meer. Weil er sich topographisch nicht vom wesentlich umfangreicheren und höheren Mauna Loa abhob, wurde er oft als Satellit des grösseren Vulkans verstanden. Tatsächlich aber ist er eine eigene Struktur mit einer vergleichsweise jungen Caldera am Gipfel und zwei Bruchzonen, von denen eine sich 125km nach Osten, die andere 35km nach Südwesten zieht. Entlang dieses Bruchs schiebt sich der Vulkan jährlich zwischen 2 und 20mm nach oben. Die Geschichte seiner Ausbrüche ist lang, daher hat er den treffenden hawaiianischen Namen, der soviel bedeutet wie „spuckend“ oder „weit verbreitend“.

Erstarrte Lavaflüsse, die jünger sind als 1000 Jahre, bedecken 90% seiner Oberfläche. Die ältesten oberflächlichen Ströme sind etwa 2800 Jahre alt. Die meisten Eruptionen der letzten Jahrhunderte fanden entweder in der Gipfelregion oder der östlichen Bruchzone statt. Die Ausbrüche dauern oft sehr lange und sind in der regel auch sehr ergiebig. Explosive Ausbrüche gibt es nur sehr selten. Die letzte, geschichtlich belegte Eruption dieser Art fand im Jahr 1790 statt und tötete damals 80 Soldaten der königlichen Armee. Die derzeitig noch laufende Eruption startete am 3. Januar 1983 (!) und ist die bisher längste historisch aufgezeichnete. Sie förderte bis Dezember 2012 etwa 4 Kubikkilometer Lava, bedeckt heute 125 Quadratkilometer Land und vergrösserte die Insel dabei um 202ha. Sie zerstörte 214 Gebäude und begrub über 14km Landstrasse mit bis zu 35 Meter hoher Lava. Im Dezember 2014 bedrohte der ständige Lavafluss die Ortschaft Pahoa, wandte sich zum Glück aber wieder ab.

Die hohe Aktivität des Kilauea hat grosse Auswirkungen auf die Ökosysteme der Berghänge. Pflanzliches Wachstum wird oft unterbrochen durch Austritt von Schwefeldioxidgas und Ascheauswürfen, besonders in der südwestlichen Bruchzone, die auch Ka‘u Desert genannt wird. Dennoch leben viele endemische Pflanzen am Kilauea.
Die fünf grossen Vulkane der Insel Hawai‘i wurden von den Hawaiianern als heilig erachtet und in der hawaiianischen Mythologie ist der Halemaumau-Krater in der grossen Caldera des Kilauea die Heimat von Pele, der Göttin der Vulkane, des Feuers, der Blitze und Winde. Der englische Missionar William Ellis schrieb einen ersten Bericht über den Kilauea, im Jahr 1912 gründete Thomas Jaggar das erste Beobachtungszentrum und 1916 unterzeichnete Präsident Woodrow Wilson das Gesetz, das den Hawaii Volcanoes National Park als 11. Nationalpark der U.S.A. ins Leben rief. Kurze Zeit später wurde der National Park Service gegründet, der bis heute die Nationalparks der U.S.A. verwaltet. Das Gebiet wurde nicht nur Weltnaturerbe (1987), sondern auch ein Touristenmagnet, der heute jährlich 2,6 Millionen Menschen aus aller Welt anzieht.

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