Durch die Schluchten des Balkan

Durch die Schluchten des Balkan

Die Bahn durch Neretva-Schlucht in Bosnien nördlich von Mostar ist eine der sehenswertesten Strecken in Europa. Umso mehr muss dies für die Schmalspurstrecke gegolten haben, deren Reste hier in einem zeitweise leergelaufenen Stausee auftauchten. (Foto: August 2005)

Die Schmalspurbahn hat eine lange Geschichte: Auf Grund der genannten Beschlüsse des Berliner Kongresses überschritten ab 29. Juli 1878 k.u.k. Truppen die bosnische Grenze. Auf Grund des beträchtlichen Partisanenwiderstandes gegen die neuen Machthaber gestaltete sich das Vordringen recht mühsam. Vor allem der Mangel an brauchbaren Eisenbahnen und Straßen verursachte zahlreiche Transportprobleme. Die Militärverwaltung war deshalb bemüht, dieses Manko durch den Bau einer Schleppbahn von Bosanski Brod (heute Srpski Brod) nach Sarajevo zu beheben. Den Auftrag zum Bahnbau erhielt die Firma Hügel & Sager. Nachdem diese Firma beim soeben beendeten Bahnbau von Temesvár nach Orsova (Rumänien) Feldbahnmaterial mit einer Spurweite von 760 mm zur Verfügung hatte, wurde die militärische Schleppbahn in Bosnien-Herzegowina auch in dieser Spurweite angelegt. Die „Bosnische Schmalspur“ war somit geboren. Schließlich entstand ein viele hunderte Kilometer umfassendes Schmalspurnetz in dieser Spurweite in Bosnien-Herzegowina. Auch in den übrigen Ländern der Österreich-Ungarischen Monarchie wurde diese Spurweite bei Schmalspurbahnen verpflichtend angewandt - lediglich einige straßenbahnähnliche Bahnen in Meterspur blieben davon ausgenommen. Im Kriegsfall sollten so zusätzliche Lokomotiven und Waggons von anderen Schmalspurbahnen abgezogen werden können. Diese Maßnahme wurde während des Ersten Weltkrieges auch durchgeführt.

Auf der Strecke verkehrte Fern- und sogar Schlafwagenzüge bis in die 1960er Jahre. Teilweise wurde die Strecke danach umgespurt, teilweise neu gebaut, teilweise ersatzlos stillgelegt.

(Quelle: Fern-Express Nr. 94: „Durch die Schluchten des Balkans“)