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Danke, dass du den Oscar eingesperrt hast…

Danke, dass du den Oscar eingesperrt hast…

Astrid Wiezorek


Premium (World), Gera in Thüringen

Danke, dass du den Oscar eingesperrt hast…

… jetzt kannst du ihn wieder rauslassen, meine Kinder sind in Sicherheit. Danke auch noch für die Würmchen, bei euch brütet es sich wirklich toll. Ich muss mich jetzt wieder um mein Nest kümmern, es gibt noch viel zu tun.


Ich war von meinen gestrigen Beobachtungen wieder so gerührt, dass ich mich ganz spontan hinsetzte und ein Gedicht schrieb. Ich widme es allen Rotschwänzchen die schon mal bei uns am Hauseingang gebrütet haben.
Und natürlich auch deren Kindern.

Ausflug der Rotschwänzchen
Ausflug der Rotschwänzchen
Astrid Wiezorek




Du kleines Rotschwänzchen

Der Frühling kehrt nun langsam ein,
endlich fliegst du vom Süden heim,
brauchst weder Navi, Kompass, Karte,
findest wieder deine Sparte.

Schon viele Jahre besuchst du uns hier,
beziehst dein Haus an der Eingangstür,
baust darin ein Nest aus Gras und Moos,
wir fragen uns immer: „Wie machst du das bloß?“

Hast nicht mal Werkzeug, nur deinen Schnabel,
benutzt weder Kleber noch Bindekabel,
brauchst auch keine Säge, wenn mal was nicht passt,
dann suchst du dir einfach `nen neuen Ast.

Du zupfst und rupfst mal da und mal hier,
suchst Haare und Federn in deinem Revier,
kannst manchmal gar nicht alles tragen,
und tust dich wirklich richtig plagen.

Dein Männchen trödelt noch `ne Weile,
es ist wirklich nicht in Eile,
aber dann hört man ihn singen,
sieht mit Tanzen ihn beginnen,
fid, fid, teck, teck, sit, sit, sit,
mit dem Köpfchen nick, nick, nick,
mit den Beinchen knickst er nieder,
wippt sein Schwänzchen auf und nieder,
als Bräutigam umwirbt er dich,
das macht er wirklich feierlich.

Dann dauert es noch vier, fünf Tage
und schon beginnt die Eiablage.
Morgens früh, beim Hahnenschrei,
legst du nun täglich Ei für Ei.
Sind alle Eier abgelegt
und von dir genau gezählt,
hockst du ganz still in deinem Nest,
weil sich`s so besser brüten lässt.

Zwei Wochen wärmst` du fleißig dann,
alle Eier rund rum an,
bis sich alle Kindlein sagen,
heute wollen wir es wagen,
picken dann mit Kraft von innen,
bis die Schale tut zerspringen,
und die Mama hilft dabei,
pellt jedes Küken aus dem Ei.

Völlig nackt und winzig klein,
sind geschlüpft fünf Kinderlein,
die hilflos mit den Flügeln rudern,
sofort fängst du sie an zu hudern.

Der Papa kommt im großen Bogen,
mit Futter rasch herbeigeflogen,
zu zweit seid ihr ein gutes Team,
um eure Jungen auf zu zieh’n.

Das geht nun siebzehn lange Tage,
die Küken wachsen ohne Frage,
ihr stopft in ihre Schnäbelein,
so manchen dicken Wurm hinein.

Dann wird`s im Nest auf einmal enge,
das ist wirklich ein Gedränge,
die Kinder soll`n jetzt selber fliegen,
da hilft kein zwitschern und kein piepen.

Der Hunger treibt sie schließlich dann,
zu ihrem ersten Ausflug an,
und ist die Angst erst überwunden,
kann man die Welt allein erkunden.

Der Papa und die Frau Mama,
helfen schon noch hier und da,
Futter gibt`s jetzt aber nur,
in der grünen, weiten Flur.
Bald wissen alle gut Bescheid,
und keines mehr vor Hunger schreit,
denn auf die Eltern wartet schon,
Nummer zwei der Brutsaison.

Und sind die letzten Kinder groß,
dann geht auch bald die Reise los.
Weit werden wieder alle fliegen,
übers Mittelmeer ‘gen Süden,
bis hier der Winter ist vergangen
und das Frühjahr angefangen.

Ihr Rotschwanz-Vögelein, ihr Lieben,
seid uns schon so lang‘ treu geblieben,
ich wünsche euch von Herzen Glück,
und bitte kommt gesund zurück.

Wir werden wieder auf euch warten
und ganz bestimmt auch unsren Garten
naturbelassen mit viel Hecken,
Sträuchern, Büschen zum verstecken
anbau’n Beeren, Obst und Kohl,
nur so könnt ihr euch fühlen wohl.


© Astrid Wiezorek

Comments 14

  • Trautel R. 06/06/2022 8:59

    ich musste das gedicht gleich zweimal lesen, bin begeistert. sehr gut deine aufnahme in farbe und schärfe dazu.
    lg trautel
  • Sabine Kalweit 01/06/2022 13:37

    Was für ein schönes Gedicht! Das macht den niedlichen Piepsern alle Ehre.
    Auch bei uns, in jedem Jahr füttere ich ein kleines, hübsches Rotschwänzchenmänni. Momentan schleppt es immer noch Futter davon, hab nie ein Junges gesehen, leider.
    Danke fürs Bild, total schön.
    Liebe Grüße,  Sabine
  • Moni R 27/05/2022 15:25

    Goldig der Blick von ihr.
    LG Moni
  • Gudrun und Johannes 27/05/2022 11:26

    Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Vermehrung der Rotschwänzchen. Zum Glück gibt es noch Menschen, die den Tieren einen Lebensraum erhalten und in den kritischen Tagen auch mal die Katze bzw. den Kater einsperren. Auch wenn der Oscar mir leid getan hat. Das Gedicht für Familie Rotschwanz ist ein Gedicht! Hat mich tief gerührt, ist mit Liebe geschrieben. 
    Bei uns brüten zwei Spatzenfamilien überm Balkon, unterm Dach. 
    Liebe Grüße und tschip tschip 
    Gudrun
  • Mary.D. 27/05/2022 7:30

    Das fleißige Rotschwänzchen hast du schön bedichtet.Das ist eine tolle Arbeit.
    Eigentlich haben es alle Tiere verdient,eine Anerkennung zu bekommen,weil sie, trotz immer weniger Lebensraum ,ihre Jungen großziehen.Der Mensch macht es ihnen immer schwerer!!!
    LG Mary
  • Elke Becker 27/05/2022 6:56

    Liebe Astrid, ich gratuliere Dir einmal zu dem großen Erfolg und dann natürlich auch zu diesem wunderschönen Gedicht! Es rührt mich total, eine Hommage an das Rotschwänzchen, ich wollte, es könnte es lesen! Auch Dein Portrait ist sehr schön.
    Du hast mal wieder alles gegeben und Deine Vögel danken es Dir!
    Daumen ganz hoch!
    LG Elke und Puschkin
  • MinnaS. aus W. 26/05/2022 21:22

    deine Anerkennung für die Erziehungsleistung der Fam. Rotschwanz ist ein echtes Gedicht, liebe Astrid, & geht mir sehr, sehr zu Herzen :-). Ich freu' mich riesig mit, dass es die Kleinen offenbar gut geschafft haben!! Nicht zuletzt dank eurer Unterstützung, ganz sicher...
    • Astrid Wiezorek 26/05/2022 22:28

      Danke. Seit dem vor vielen, vielen Jahren unser Kater Micky mal alle 4 Kinder kurz nach dem Ausflug gefressen hat, passen wir jetzt immer extrem gut auf. Ich notiere mir immer alles im Kalender. Von der letzten Ei Ablage, die Brutdauer, bis hin zum aus schlüpfen. Dann berechne ich, wenn die Kleinen flügge sein müssen. Natürlich muss man da höllisch auf der Hut sein. Ich schaue täglich mehrmals nach den Rotschwänzchen. Sie kennen mich inzwischen und sind schon total zutraulich geworden.
      LG Astrid
    • MinnaS. aus W. 27/05/2022 7:20

      ein Einsatz, der sich mehrfach bezahlt macht - ich liebe die Vorstellung davon, wie du Buch führst :-D.
  • alicefairy 26/05/2022 19:39

    Eine sehr schöne Aufnahme mit wunderbarem Gedicht dazu! Du hast es echt drauf Astrid!
    BRAVO!!!!!!!!!!!!!
    Lg Alice