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Karin (Flow) Achermann


Free Account, der Traum, Luzern

Anuschka

Mein Mädchen

Morgen vor zwei Jahren hast du dich still und leise auf deinen eigenen Weg gemacht. Du hinterlässt eine grosse Leere.

Kurz nach deinem Tod hab ich dir einen Brief geschrieben:


"Meine geliebte tochter, 12.juni 2007

Wo fang ich bloss an ?
manchmal sprudle ich weil ich sovieles erzählen will, aus stolz über dich anuschka. Ich könnte reden und reden , ich käme nicht zum ende, ich würde mich wiederholen, aber egal du bist es wert dass man es unendliche male erzählt und trotzdem jedes Mal staunen kann. Auf den bildern und in meinen gedanken sammle ich immer wieder kleine details, von meinen erinnerungen die mir vorkommen als wärs heute gewesen spüre ich immer wieder dass du mehr da bist als ich sehen kann. Du bist mir so nah, du machst mir gute tage weil ich mit positiven gedanken starten kann, anderseits spüre ich wieder den schmerz über deinen verlust der mich matt macht, ich bin traurig . ich habe nach wie vor das gefühl dass meine welt stehen geblieben ist. In der öffentlichkeit fühle ich mich deplatziert ,schwach, kraftlos, es kommt in mir ein gefühl auf als ob ich fliehen müsste, aber ich kann nicht, meine beine sind so schwer, ich fühle mich ausgeliefert an einem ort an dem ich mich nicht wohlfühle. Trotzdem versuche ich in bewegung zu bleiben. Ich habe das gefühl dass ich deshalb plötzlich so versessen bin aufs velofahren. So dass wenigstens meine kleine welt in bewegung bleibt, aber an einem ort an dem ich mich wohfühle, in der natur. Da kann ich mich frei fühlen und ich fühle mich dir nah. Ich probiere schnell wieder in bewegung zu kommen, auch zukunftstechnisch aber ich fühle mich planlos. Ich werde es schon in angriff nehmen das verspreche ich dir anuschka, aber ich vermute es klappt nicht so schnell wie ich es mir vorgestellt habe. In einem moment habe ich das gefühl ich kanns schaffen, im andern moment spüre ich wieder die absolute blockade. ich hoffe die zeit macht ihren dienst denn ich spüre einen inneren druck, im gleichen zug merke ich aber auch dass es zu früh ist. Ich bin im zwist! Ich will die trauer zulassen. Aber wie muss ich trauern, was muss ich tun? Ich meine, wann weiss ich ob ich bereit bin für den nächsten schritt?
Es gibt tage da fehlen mir die worte, ich möchte sprechen aber es fühlt sich falsch an. Ich will kein mitleid aber ich will von dir erzählen. Ich will dich mitteilen. Du gehörst immerhin in mein leben, du bist meine erste tochter und ich bin unendlich stolz auf dich. Manchmal jedoch will ich nicht zuviel erzählen, weil ich denke dass nicht jeder es verdient hat von dir zu hören, ich will den leuten nicht ihren „gwunder“ stillen, ich will dass ehrliche menschen anteil an dir nehmen können, dass sie auch das schöne hören wollen und nicht nur was nicht gut war. Denn du hast mir vieles geschenkt. Geschenke die mir niemand mehr nehmen kann weil ich diese in meinem herzen trage. Ich trage sie mit stolz! Ich liebe dich!!
Deine mama

Heute haben wir dir viele bunte, farbenfrohe "Drandänkerli" ins Wolkenreich fliegen lassen....du lässt mich oft an Wunder glauben.
Ich liebe dich von ganzem Herzen.

*Anuschka Mira 22. Mai 2007 - 26. Mai 2007*

Comments 1

  • Riccardo 26/05/2009 20:14

    Zunächst : Ganz tolle Komposition - ich dachte zuerst ,
    ich sei gar nicht in der FC ! ;-)

    Text habe ich nicht ganz gelesen, da ich keine Geduld
    habe. Umsomehr Kraft wünsche ich Dir, und Deiner Tochter
    ;-), damit es Dir gut gehen möge. Das Leben bringt einem
    auch in Zukunft immer wieder Schönes !

    Alles Liebe ;-)