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[kisses 2004]

die wünsche ich euch allen im nächsten Jahr. Dass ihr sie nie vermissen mögt. Und hier eine kleine - wie ich finde aber sehr schöne Geschichte:




"Der Kuß" von Karin Graf-Braun

Immer wieder erschienen die Wörter - Ich gebe Dir einen Kuß dorthin, wo Du ihn am liebsten hättest - vor dem geistigen Auge Marias, ganz so wie eine Endloslaufschrift, die man nicht abstellen kann. Egal was sie anfing, diese Laufschrift verfolgte sie gnadenlos. Erst spät am Abend hatte sie Zeit sich die Frage ernsthaft zu stellen, wohin sie denn diese Freundschafts- oder vielleicht sogar Liebesbezeugung wirklich hinplatzieren würde. Wieso hatte sie diese Worte auch geschrieben bekommen, dazu noch in Druckbuchstaben, ihr fotografisches Gedächtnis haben diese Silben unauslöschbar gespeichert. Gesprochene Worte kann man schon einmal vergessen, es kommt ganz auf die Betonung an, sehr zärtlich und romantisch gehauchte Vokale verbleiben eine Zeitlang in den Gehörgängen, aber sie werden immer schwächer, leiser und letztendlich lösen sie sich in den Erinnerungswindungen auf. Nur der geschriebene Satz...., sie haßte jetzt ihre Begabung oder war es die aufsteigende Unsicherheit, die diese Unmutsgefühle verursachten?

Sie nahm einen Schluck von den bereits kalten Kaffee und steckte sich leicht nervös eine Zigarette an.

Verdammt, schelte sie sich, gehe einfach diesen Gedanken nicht nach. Aber die innere Schweinehündin versagte den Gehorsam:

"What is life without a dream to hold?"

Aber es ist kein Traum, es ist Realität, oder keine Realität, sondern ein Traum, den man zur Realität machen möchte?

Unnütze, unproduktive Gedanken, ermahnte Maria sich.

"You know it’s true, you can’t stop thinking"

Ihr war auch nicht ganz klar, warum ihre Schweinehündin bei heiklen Sachen in einer Fremdsprache sich meldete, besonders da sie keine andere Sprache so richtig beherrschte.

"Take your troubles and let them drift away"

Okay, dann packe ich all meine moralischen, schamhaften Bedenken beiseite und werde meine Wünsche erforschen.

"You miss a kiss, you miss a touch"

Den ersten Kuß würde ich mir nur leicht auf die Wange hauchen lassen.

- Zu einfach -

Er sollte mit seinen Lippen zärtlich ihre Oberlippe berühren, dann langsam über ihre Wange wandern, liebevoll ihr Ohrläppchen zwischen seinen Zähnen nehmen und seine Reise zwischen ihren Hals- und Schulteransatz beenden. Dort müßte sie sein Begehren und die aufsteigende Lust durch seine Lippen spüren. Seine Hände würden das Spiel abrunden. Sie würde die Augen schließen und genießen. Der sehnsuchtsvolle Seufzer aus ihrem Mund würde ihn zu weiteren Erkundungen ermutigen.

"Stange feelings in that real life"

Alles Quatsch. Das gibt es Heute nicht mehr. Hört sich an wie ein kitschiger Liebesroman. In der heutigen Zeit ist kein Platz für Romantik, es ist verpönt! Man macht sich lustig über die unbelehrbaren Romantikerinnen. Heutzutage würde man eine kurze Konversation, eher als Pflichtprogramm, ablaufen lassen. Alles müßte schnell vollzogen werden. Annäherung mit Zungenkuß, seine Hand würde zwischen ihren Schenkeln landen, ein paar Hin- und Herbewegungen, Frau ist ja schnell drauf und kann es kaum noch erwarten, von ihm bestiegen zu werden. Vielleicht bleibt ja noch etwas Zeit, daß er kurz ihre Brüste durchknetet. Oh, was für ein Lustgewinn! Den Brustwarzen wird die Zeit gestohlen, sie verpassen es, sich steif aufzurichten. Dann kommt die drei Minutenroutine.

"You give yourself away"

Nein, eben nicht! Ich bleibe bei der kitschigen Variante, bei den Erkundungsreisen, bei den zärtlichen, intensiven Streicheleien! Bei Vor-, Haupt- und Nachspeise, so in der Ausführung, wie die Franzosen und Italiener ihren Mahlzeiten viel Aufmerksamkeit und Zeit widmen.

"One day you will find it"

Ich habe meine Antwort gefunden!

"Wanna be the message in your dream"

Maria setzte sich an Ihren PC und ließ lustvoll ihre Finger über die Tastatur gleiten:

Der erste Kuß würde bei meiner Oberlippe beginnen und .............. -

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