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In Schwimmrichtung der Qualle / IC443

In Schwimmrichtung der Qualle / IC443

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Sighard Schraebler


Free Account, Frankfurt am Main

In Schwimmrichtung der Qualle / IC443

Zur Abwechslung mal eine Explosion mit sinnvollem Ausgang: Hier ist die Zerstörung des einen noch der Neuanfang von etwas anderem.

IC443 ist ein Supernova-Überrest im Sternbild der Zwillinge. Das Material der Schockfront hat sich nach Schwere der Elemente segmentiert, das führt zu den typischen Cirren. Es ist ein recht alter Überrest, schon in Auflösung begriffen. Der explodierte Stern gibt seine umgewandelten Elemente an den Kosmos zurück, der Kreislauf der kosmischen Wiederverwertung. Aus diesem Material und dem Bewegungsimpuls der Schockfront entstehen vielleicht später neue Sonnensysteme mit festen Welten in der benachbarten Molekülwolke "in Schwimmrichtung der Qualle".

Aufnahmedaten: IC443 13nm Ha 83x60s 360mm f/4.8 -30C bin2x2 S. Schräbler 20110323 Karben. Die Bearbeitung bringt die schwachen Details im Hintergrund heraus: dark_flat_cal, grad_remove, hist_spec, 15point_flatten_back, DDP, hist_spec

P.S.: Habt Ihr die drei Dunkelwolken gesehen? Krokodil, Seepferdchen und Krabbe? So etwas wie der Pferdekopfnebel ist kein Unikat. Wenn man die lichtschwächeren Dunkelnebel anschaut, findet man Form und Struktur im sprudelnden Überfluss. Und Leute, es ist kaum zu glauben, aber das ist wirklich alles da draußen, man muss nur lange genug hinschauen - oder genauer lange genug belichten.

P.P.S.: Die Geheimnisse tiefer Aufnahmen sind Lichtstärke, erstklassige Optik mit großem nutzbaren Bildfeld, Schmalband-Filter, große, quanteneffiziente CCD Chips, extreme Kühlung, weit unter Umgebungstemperatur, langsames Auslesen, bzw. hochwertige Kamera-Elektronik jenseits der DSLR-Qualität und vor allem lange Summenbelichtungszeit, also Lichtquanten sammeln.

Die Einzelaufnahmen können gerne so kurz sein wie eine Minute - Kein Problem, wenn die Kamera beim Auslesen nicht rauscht wie Wasserfall. Mond, Lichter der Großstadt und Hochnebel - alles kein Problem. Nur eines geht nicht: Breitband-Farbaufnahmen bedürfen eines dunklen Himmels, da hilft nur Reisen, d.h. eine kleine, feine, transportable Ausrüstung oder mieten oder Forschungsanträge schreiben und hoffen und bangen, dass sie durchkommen.

P3S: Jürgen hat IC443 zeitgleich in Hofheim mit größerer Brennweite eingefangen und zeigt eine detailreiche Ansicht der Freistruktur in der Schockfront: http://www.sternwarte-hofheim.de/Galerie/Schmitz/Nebel/IC443.html
Wenn Ihr meint, das sei schon enorm, dann haltet die Luft an und schaut hier bei Mario Weigand: http://www.skytrip.de/ic443-1a.htm
Zum Objekt siehe http://en.wikipedia.org/wiki/IC_443

Comments 9

  • Sighard Schraebler 29/03/2011 23:09

    Danke Euch, es war gar nicht so viel Aufwand, ca. 3h mit Aufbauen, Abbauen, Darks und Flats und noch eine Stunde vor dem Rechner.
    Bester Hartmuth, Schnappi, das Dunkelwolken-Krokodil versteckt sich über dem linken hellen Stern, Kopf nach unten. In der Augenhöhle sitzt ein Stern und es hat gerade zwei Eier gelegt ;_)

    LG Sighard
  • Hartmuth Kintzel 29/03/2011 22:28

    Jetzt wo du es beschrieben hast, ist das Seepferdchen auch aufgefallen. Die Krabbe kann ich mir mit etwas Phantasie auch noch vorstellen aber das Krokodil habe ich nicht gefunden.
    Ansonsten kann auch ich mich meinen Vorrednern nur anschließen: Ein klasse Bild mit beeindruckender Tiefe.

    LG.
    Hartmuth
  • Heinrich Weiß 28/03/2011 19:05

    hallo Sighard,
    kann mich den Vorrednern nur anschliessen!
    Aussergewöhnliche tiefe Aufnahme der Himmelsgegend!!!
    Gratuliere, der Aufwand hat sich mehr alsgelohnt!
    Liebe Grüße,Heinz
  • Wolfgang WYY 28/03/2011 10:08

    Hallo Sighard,
    Gratulation zur gelungenen Aufnahme!
    Sauber ausgearbeitet, gefällt mir sehr gut.
    LG, Wolfgang
  • zirl 27/03/2011 13:36

    Hallo Sighard,

    deine beschriebenen Dunkelnebel sieht man selten so schön vom Hintergrund abgehoben... Die Beschreibung der Formen fand ich interessant, wenn man das liest findet man die Entsprechenden Objekte auch sofort in deinem Bild wieder...

    lG

    Bernd
  • Hermann A. 27/03/2011 11:06

    Wie geil - da hat die Katrin völlig Recht!
    Eine super Aufnahme!
    (Bei mir scheitern Deepsky-Aufnahmen immer noch an der zu wackeligen Montierung...)
    LG, Hermann
  • Sighard Schraebler 26/03/2011 22:43

    Hallo Katrin, man muss sehr lange belichten (s.o.)
    Hallo Bernhard, eigentlich ist es farbig, Du könntest es rot einfärben :_)) Habe in der folgenden Nacht 80x60s mit der 20Da belichtet, gleiches Setup, fast nichts zu sehen, nur ein paar Sterne. Ich glaube, um da noch was rausholen zu können, muss man einen deutlich besseren Himmel haben als wir hier im Rhein/Main Gebiet. Falschfarben mit Schmalband gehen natürlich immer, aber das bringt Dir eigentlich nur die visuelle Einsicht, dass sich das Schockfront-Material mit der Zeit segmentiert, die es gegen das Medium anrennt. Ganz genau so wie wir es vom Cirrus-Nebel kennen, siehe http://fc-foto.de/13852095
    LG Sighard
  • Bernhard F. 26/03/2011 22:05

    außergewöhnliche Tiefe...
    wenn jetzt noch Farbe dazu kommen würde ;-))))
    vg bernhard