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Ernsthafte Fotografie eines witzigen Schildes

Ernsthafte Fotografie eines witzigen Schildes

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Ernsthafte Fotografie eines witzigen Schildes

WSP-Fanzine-Januar-2011---WANDERWUNDER Nr. 1750
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Power-Kälte-Wanderung ZARRENTIN-KLEIN BENGELSDORF
am 31.01.2011 --Hagen-Rungbert-Jimmy-Joscha-Werner
9 bis 16 Uhr-bei heiterem Wetter-und minus2Grad
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Um 9 Uhr am Kloster Zarrentin am Schaalsee, da ging
es los. Hagen und Rungbert kamen im BMW und Werner,
Joscha und Jimmy in Jimmys Blues-Mobil. Zu Fuß ging

es schnell los, da die ausgebreiteten Wanderkarten auf
der schnell erkaltenden Motorhaube festzufrieren drohten.

Die Wandergeschwindigkeit war von Anfang an bei
allen am oberen Limit - wir hatten uns entschieden,
nicht noch mehr anzuziehen, sondern die Körper
warm zu wandern, was nach 17 Minuten, wir hatten das
See-Ufer kaum verlassen, schlagartig eintrat. Also
blieb so mancher Wollpullover und so manche lange
Unterhose im Rucksack. "Schaalmühle" (fast alles

dort heißt irgednwas mit "Schaal") war der erste my-
stische Ort, eine ehemalige Wassermühle und der
Außenriemen hatte sich über die Jahrzehnte in
die Klinkermauer gefräst, sauber, ja kunstvoll und für
immer. - Das Wehr vor dem noch vorhandenen Mühlsee
hatte nur noch die Funktion, eine gewendelte Fischtreppe
zu beherbergen - im See ein Wald-Skelett, das stoisch
durchs Eis in den Himmel aufragte. In "Kölzin" (Part-

nerstadt von "Köslin"?) kamen wir an und hatten so-
fort Schwierigkeiten, uns in Kölzin zu fühlen, denn da
waren nur wenige Häuser - man spürte nichts.

Ähnlich wie in "Fliegenort" (Partnerstadt von "Fliegenberg" ?),
wo eine massive gut gezimmermannte Bushaltestelle mit einer
Bank für vier das einzige Herausragende war - wir pausierten
in ihr mit heißen Tees, harten Eiern und Schinken- oder Käse-
broten und vermissten Rungberts obligatorische kalte Frikadellen
zu Senf aus der Tube.

Die Pausen waren immer nur sehr kurz - es war zu kalt, trotz
Frontscheiben-Thermo-Abdeckung des Blues-Mobils von Jimmy,
auf das wir noch Zeitungen, Handschuhe und Reserve-Kleidungsstücke
aus den Rucksäcken taten.

Durch "Kogel" und andere Ortschaften rauschten wir nur so durch.

Schließlich absolvierten wir die aufregende Herausforderung, mit
3 Handys ein taxi für 5 Leute heranzutelefonieren, wobei uns die
Frau mit dem kleinsten aber frechsten Hund (jedes zweite Haus
bot uns lefzende Hunde, die immer an den Zäunen hin- und her-
tigerten) half, sie schrie uns nach und nach (vermutliche eine
Lehrerin) die neunstellige Festnetznummer eines Transfer-Unter-
nehmens zu, das neben Dialyse- und Altenheim-Transfers auch Wan-
derer befördert - der Bus hatte 8 Sitze und der Fahrer war ein
Elektriker-Meister aus dem Beitritts-Gebiet, der nach der Wende
auf Sozial-Pädagoge umgeschult hatte und sehr sanft mit Runbert sprach.

Sprechen - wir sprachen auch vile miteinander - einmal gerieten
Jimmy und dabie so heftig in Rage, dass sie auf Hagens Rat auf
verschiedenen Straßenseiten gehen mussten: Jimmy hatte behauptet,
dass er garantiert niemals Atom-Strom in seinem Haus verbrauchen
würde, da er den Strom bei den "ESB-Strom-Rebellen" bezöge. Werner
konte sich dies netzmäßig, insbesondere zur Weihnachts- und anderen
Spitzen-Zeiten nicht vorstellen.

Comments 53

  • Trugbild 20/07/2016 23:37

    Klasse gezeigt. Kannst dir selber raussuchen, was draufsteht. BG Adeltraut
  • DEPELA 04/03/2011 6:52

    Was mag auf den Schild gestanden haben?

    Das von dir in dem Hintergrund festgehaltene Territorium erzählt die Geschichte als auch den textlichen Inhalt des Schildes.

    Verweist,

    tod,

    im Stich gelassen?

    Eine solch schlichte fast unspektakuläre Aufnahme erzählt doch oft vielmehr als ein buntes Bild und läst dennoch alle Fantasie der Interpretation offen.

    Klasse Arbeit

    Liebe Grüße, Peter

  • monika huertgen 22/02/2011 19:21

    Ist das die Menütafel.Was gibts denn heute?Steht wohl noch nicht fest.Klasse Idee.
    LG.Monika
  • Inge Striedinger 20/02/2011 23:49

    Eine klasse Schild-Geschichte und gar nicht schildbürgerlich :-)
    LG Inge
  • simba44 20/02/2011 14:09

    Besser ein Ziel vor den Augen, als ein Brett vor dem Kopf.
    LG simba44
  • taradi 19/02/2011 15:48

    Die "Bildkomposition" dieser Landfarm scheint bis auf das kleinste Deail durchdacht und Umgesetzt worden zu sein. Hier stimmt alles. Auf dem "Holzschild" sehe ich eine grafisch perfekte Landkarte mit Augenfreundlichen Farbschattierungen dessen Detailreichtum euch als verläßliche Wanderkarte zur Orientierung gedient haben könnte.

  • Ilse Jentzsch 17/02/2011 13:26

    Nun möchte ich mich nicht nur für die 10 Kommentare unter Fotos der verschiedensten Sektionen bedanken, sondern insbesonder für die Verlinkung obigen Fotos.
    Die Geschichte habe ich mit Vergnügen gelesen, die Tristesse der durchwanderten Orte konnte ich mir gut vorstellen, bin ich doch am herrlichen Pazifik vom State of Washington über Oregon nach Californien durch eben solche Orte gekommen. Orte die oft mehr einer Müllkippe glichen.
    So also sieht es nur 17 Kilometer entfernt von der von mir schwärmerisch zur schönsten Stadt des Nordens erkorenen Stadt Schwerin aus :-)
    Oben abgebildetes Brett wird sicherlich mal eine Bestimmung gehabt haben, die heute leider nicht mehr erkennbar ist.
    Herzlich für die zahlreichen Anmerkungen dankend,
    grüßt Ilse
  • Watndat 16/02/2011 13:13

    Jau..Werner
    So stelle ich mir die meisten Schilder vor..
    Man sollte sie überall stellen..
    Sieht aus wie ein Gülle wiederherstellungs - Hof..
    Lg Klaus
  • KGS 14/02/2011 13:52

    "MIST" könnte auf dem alten Schild gestanden haben ;-). Zumindest bin ich vor etwa zwanzig Jahren wegen eines MISTstreuers (wie hinten rechts hinter dem Traktor zu sehen) beinahe durch die Landtechnik-Prüfung im Studium geflogen. Ich hätte alle anderen Maschinen prima erläutern können, aber den Aufbau und die Funktionen des Miststreuers wollte ich nicht lernen, da mich dieses Gerät in seiner 'Ausstrahlung' völlig abstieß ... aber genau damit kam ich dran und konnte mich nur mit Mühe und Not aus der misslichen Situation herausmanövrieren! Mist!! ;-)

    Davon abgesehen macht das Schild auf mich einen so trostlosen Eindruck wie der Hof und die Technik, die, im Freien und der Witterung ausgesetzt, auf ihm herumsteht. Es scheint hier nicht mehr viel zu sagen zu geben ...

    Grüße. Kerstin
  • Ohnearme 14/02/2011 8:12

    ...macht spass zu lesen!
  • Carl-Jürgen Bautsch 12/02/2011 22:07

    Eins der Besten von dir aus der Serie "Schilda".
    LG, Carl
  • fotographer 08/02/2011 22:07

    wieder eine Wahnsinnsgeschichte, die aus einem guten aber eben doch alltäglichen Motiv viel mehr machen.
    Gruss dieter
  • Marlise 08/02/2011 20:00

    Du Geschichtenschreiber...
    hast kein Brett vor dem Kopf..
    zum Glück..lgr
  • Willi Thiel 06/02/2011 22:31

    @ weber henry
    ......
    wo leere ist , ist gülle
    oder ?
  • webhein 04/02/2011 20:12

    Eine Tafel mit Aussage!
    Wo Leere ist, ist Fülle!
    LG Henry