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44er, Nacht und Schnee = heute leider Mangelware

44er, Nacht und Schnee = heute leider Mangelware

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44er, Nacht und Schnee = heute leider Mangelware

Nun hab ich hin und her überlegt welches Bild ich nun einstelle denn es gibt einige interessante Aufnahmen zur Auswahl.
44er war ja klar, da habe ich auch die 44 0567 in Neustadt mit den selben Zug letzen Freitag.

44er, - Nahgüterzüge, Nacht und Winter 1980
44er, - Nahgüterzüge, Nacht und Winter 1980
Ralf Göhl

Schließlich hab ich mich doch für ein Foto der 44 0393 entschieden weil es die 44er von der linken Seite zeigt.
Gut über einen Monat sind vergangen da stand abermals der Tag 1/2 auf meinen Dienstplan, genau der den ich letzten Freitag beschrieben hatte.
Ein Plantag an dem man zwei Loks in den Händen hatte. Für die Güterzüge die 44 0393 aus den Plan 303 und danach die 01 1511.
Kein großes Unternehmen was da vor uns noch lag mit der 01, es beschränkte sich auf vorbereiten der Lok .
Das übliche eben, Routine wie sie in Fleisch und Blut steckt. Alles in einer absehbaren Zeit machbar so das am Ende noch genug für den so oft beschriebenen Kantinengang zur Verfügung steht.
Anschließend waren im Bhf. Saalfeld noch zwei Personenzüge vorzuheizen bis so gegen 6.00 Uhr die Ablösung anklopfte.
Der Heizer daraufhin die Klapptür aufriß zum Eintritt für die erwarteten Kollegen.
Ein kurzer Austausch über den Zustand der Lok, ab ging es mit großen Schritten ins Bw zur wohl verdienten temperierten Dusche.
Wasser sparen war ein Fremdwort damals, alles Volkseigentum. Es war auch die Zeit der Reinemachefrau (was für ein Wort) die früh schon die Waschräume reinigte. Mit der wir Splitternackt immer noch ein kleines Schwätzchen im Duschraum hielten. Auf Wunsch wusch sie dir auch mal den Rücken
Aus Nackten Männern machte sie sich nichts, na gut die fleißige Frau hatte mehr Jahre auf dem Buckel als unsereins.

Noch ist kein Feierabend, auf unseren Foto sind wir seit ½ Stunde in Neustadt an der Orla gelandet.
In Triptis wird nur kurz anfahren dann sagen wir immer,
„Von nun an geht es elektrisch“. Natürlich nicht aber dafür Bergab.
Die Signale sind so wie so auf der Meisterseite, daß Bremsventil auch also laß ihn mal arbeiten.
Wenn dann der Führer zu faul zum fahren ist, der Heizer weiß wo sich das Zeug zum Anhalten befindet sind das genau die Zügen wo der Meister wohhhhlwollend sagt, -„ Komm rüber und fahr“.
In der Nacht sind ja alle Katzen grau, der Fahrmeister treibt sich bei solchen Wetter eh nicht draußen herum.

Bahnhof Neustadt ist ganz anders gestaltet als Triptis. Ein Überhohlgleis sucht man vergeblich also fährt man abzweigend nach Gleis 1 ein. Am Hausbahnsteig direkt am Bahnhofsgebäude sozusagen.
Nicht zu sehen am Ende des Bahnhofsgebäude hat es eine Weiche die in Richtung Güterschuppen führt.
Vor dieser muß ich bei der Einfahrt halten, der Rangierer hängt nur ab rucki zucki stellen wir die Wagen bei Seite und die neuen Wagen ein.
Als das Foto entstand hatten wir bereits alle Arbeiten hinter uns der Zug war fertig zur Weiterfahrt nach Pößneck.
Meine Spuren im Schnee sind noch sichtbar. Alles andere auf den Foto, sollte jeder auf sich wirken lassen.
Die sagenhafte Ruhe mit der Stimmung der Nacht und Schnee dringen sachte in das Foto ein.
Der Bahnhof mit den zweierlei Lichtfarben, der leeren Karre sowie ganz links oben das gerade noch zu erkennende Stellwerk geben die eine herrliche Kulisse für die 44er ab.
Winter kann den Fotografen verzweifeln lassen da sich die Lok zwangsläufig in Dampf einhüllt.
Mit mir hatte es der da oben zur späten Stunde richtig gut gemeint, leichter Wind trieb den unvermeidlichen Dampf in die Richtung wo er kein Unheil anrichten konnte.
Ganz im Gegenteil das Gesicht der 44er dadurch noch besser heraus hob. Etwas Dampf von der Tender und Rückenheizung ist dabei den Tender einzunebeln.
Der Kenner eines Ölers fällt ein weitere Vorteil der DR – Ölfeuerung auf.
Der Ofen ist aus, - unsere Loks haben lange angehalten wenn alles dicht gemacht wurde. Konnten nach längerer Zeit noch an der Ausmauerung gezündet werden.
Die Lärmbelästigung im Stand hielt sich somit in Grenzen. Ruhe für eine ganze Weile ließ uns entspannen bis dann das Signal Hf 2 , „Fahrt mit Geschwindigkeitsbeschränkung 40 Km/h“ zur Abfahrt aufforderte mit nächsten Halt in Pößneck.
Vor dem Bahnhof in Pößneck Ost im Neubaugebiet an der Strecke wohnte Ralf, also ohne Gruß,
-„leise angefangen lauter werdend laaaaaaaaaang, dann ganz kurz dafür schrill“ gab es keine Vorbeifahrt an dieser Stelle.

Ralf



Comments 14

  • Ralf Göhl 04/02/2007 19:26

    So möchte ich mich auch diesmal bei allen kurz und knapp bedanken denen mein Foto mit der kleinen Geschichte gefallen hat.
    Sowohl für die lieben Anmerkungen doch auch für die recht zahlreichen Klicks.
    Dann bis Freitag an gleicher Stelle.
    LG Ralf
  • Christian Kruse 04/02/2007 10:06

    Erste Sahne!
    Das Bild wider eine ganz tolle Nachtaufnahme und dein Kommentar mal wieder herrlich zum lesen.
    lg Christian
  • Wolfgang Graßl 03/02/2007 15:57

    und wieder ein schönes Bild aus vergangenen Zeiten und eine Geschichte, die mich schmunzeln läßt. Wo gibts das heute noch, daß die Reinemachefrau den Lokmännern den Rücken einseift?
    Viele Grüße, Wolfgang
  • Michaela Heckers 03/02/2007 10:28

    Wenn doch nur alle Geschichtsbücher so gut illustriert und beschrieben wären wie das, das Du uns hier aufschlägst!
    LG, Michaela
  • Ulli Dietzel 02/02/2007 16:56

    Eine wunderbare Geschichte zu dieser sehr schönen Aufnahme. Es ist jedes Mal ein Genuss deine Erlebnisse zu hören.
    Schönes Wochende.

    Ulli
  • Anja Pfeifer 02/02/2007 16:36

    Ralf, das ist wunderschön ...

    das kalte Licht des Bahnhofs, das den schnee noch kälter aussehen lässt ... das warme Licht hinter den Fenstern, der leichte Dampf ... eine traumhafte Athmosphäre ...

    Und durch die Aufnameposition wirkt die 44 noch kräftiger ...

    LG von Anja, die mal wieder im Bild spazierengeht ...
  • manfredowitsch 02/02/2007 14:54

    na, wenigstens die nacht gibt's auch heute noch. haben wir also immer noch ein drittel... ;-)

    ich glaub, diese nachtaufnahmen mag ich ganz besonderes. die vermitteln eine ganz eigene stimmung, die nur der, der sie miterlebt hat (wobei ICH in diesem fall die eher passive seite des reisenden eisenbahnfreundes meine), wirklich nachempfinden, nachfühlen und riechen kann...

    danke für das bild und den wieder herrlichen text!
  • Klaus Kieslich 02/02/2007 14:54

    Sven hat genau die richtigen Worte gefunden !
    Gruß Klaus
  • Sven Jünger 02/02/2007 14:41

    Hallo Ralf!

    Wieder eine wunderbare Geschichte zum passenden Bild! Kompliment. Es war mir wieder ein großes Vergüngen, Deine Zeilen zu lesen.
    Schön, dass die leider längst untergegangene Reichsbahn auf diese Art noch ein bissel am Leben gehalten wird.

    Herzliche Grüße, Sven
  • Ub Böhme 02/02/2007 14:31

    Waren schon sehr gute Loks. Hier in Sangerhausen gabs einige davon.
    Schönes Stimmungsbild.

    Gruß
    Uwe
  • Achim Schramm 02/02/2007 14:28

    Hallo Ralf,
    Du bist ein ebenso guter Fotograf wie Du auch ein guter Lokführer warst, letzteres habe ich ja auch erlebt. (01 531) Beim Ansehen dieses Bildes wünsche ich mir, die Zeit zurückdrehen zu können. Die Erinnerung an den Kraftprotz, die 44er, macht wehmütig. Toll wie immer!
    Gruß Achim
  • Steffen°Conrad 02/02/2007 14:24

    Wie für einen alten Film... mit Deiner Erzählung dazu ein fantastisches Kopfkino !!
    Die Lichtstimmung ist ausgezeichnet-
    die Position der Lok vor der Bahnhofsuhr ein perfektes Sinnbild der guten alten Bahn, Kraft, Zuverlässigleit, Pünktlichkeit darstellend !!
    Ein Freitagsleckerli vom feinsten !!Danke!



    VG Steffen
  • Jean Albert Richard 02/02/2007 13:33

    Sehr schönes Bild, und wie immer hervorragend
    dokumentiert.
    LG

    JR
  • Thomas Reitzel 02/02/2007 13:01

    Alles schläft, einsam wacht - wieder mal eine damals alltägliche Geschichte, die in der heutigen Zeit einen besonderen Glanz bekommt!
    LG Tom