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Nachts sind alle Falter grau...57

Nachts sind alle Falter grau...57

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KathrinJ


Premium (Basic), Mainz

Nachts sind alle Falter grau...57

Familie: Hepialidae (Wurzelbohrer)
Art: Triodia sylvina (Ampferwurzelbohrer)

Heute gibt es mal eine Familie, die wir noch gar nicht hatten - die Wurzelbohrer. Der Ampferwurzelbohrer ist eigentlich auch ein Falter, den die meisten schon mal gesehen haben - manchmal weiß man nicht recht, wohin man ihn stecken soll. Trotz ihrer "Größe" zählen sie nicht zu den sonstigen Makrolepidopteren - wobei eben Größe auch nicht das relevante Merkmal für die Einordnung in diese Gruppe ist. Sie weisen einige Merkmale auf, die sich einerseits auf den Bau der Geschlechtsorgane, sowie andererseits die Flügeladerung und -kopplung beziehen, die den anderen Makros fehlen. Die Wurzelbohrer stellen insgesamt eine relativ ursprüngliche Gruppe dar.

Der Ampferwurzelbohrer ist einer, wenn nicht der häufigste Wurzelbohrer in unserer Gegend. Auf den ersten Blick besteht zwischen allen Vertretern der Familie eine gewisse Ähnlichkeit, aber wer genau hinschaut, erkennt sicher auch die einzelnen Arten, wenn er sie vor sich hat. Die Flügel werden bei allen Arten typischerweise dachförmig um den Körper gelegt. Die Geschlechter lassen sich anhand der Färbung und Zeichnung manchmal unterscheiden. Die Männchen - wie das hier abgelichtete - tragen auf ihren warm-braunen Flügeln zwei markante und relativ dünne weiße Striche, die relativ gerade verlaufen und beinahe ein umgedrehtes V bilden.
Bei den Weibchen ist die Grundfarbe generell etwas matter braun-grau und die V-Zeichnung ist weniger hervorstechend, dafür aber oft in die Breite gehend. Man kann diese Merkmale nicht bei allen Tieren immer gut erkennen.
Die Falter erreichen eine Größe (gemessen als Vorderflügellänge) von 13-16mm - die Weibchen sind meist größer als die Männchen, auch wenn die Größe insgesamt recht variabel ist.

Der Ampferwurzelbohrer ist von der Ebene bis ins höhere Bergland verbreitet. Man findet ihn in Offenlandbiotopen, sowie in gebüschreichen Landschaften. Auch im Wald findet er in Form von Lichtungen, Kahlschlägen und Wegrändern einen geeigneten Lebensraum. In Gärten-und Parkanlagen kann er ebenfalls regelmäßig angetroffen werden.

Zur Paarungszeit suchen die Männchen aktiv nach den im Gras sitzenden Weibchen. Bei der Kopulation hängen erstere anschließend frei nach unten. Da die Wurzelbohrer keinen Legeapparat besitzen, werden die Eier einfach frei über passenden Habitatstrukturen fallengelassen. Sie produzieren daher eine sehr große Anzahl an Eiern, um die Verluste auszugleichen.
Die polyphagen Raupen ernähren sich von einer Vielzahl krautiger Pflanzen - u.a. vom namesgebenden Ampfer, Löwenzahn, Farnen sowie vermutlich verschiedener Gräser. Die weißlich bis gelblichen Raupen leben ausschließlich in den Wurzeln ihrer Nahrungspflanzen. Die Überwinterung erfolgt zweimal als Raupe, ehe sie sich im Bodengrund verpuppt. Von Mitte Juni bis Anfang September fliegt dann die einzige Generation der Falter.
Sie kommen regelmäßig ans Licht und werden daher auch oft an Straßenlaternen oder an beleuchteten Hauswänden gefunden.

Der Ampferwurzelbohrer ist nicht gefährdet.

Das abgelichtete Tier stammt wieder mal aus der Lichtfalle und wurde anschließend fotografiert.



Wer genug vom Alltags-Wintergrau hat sollte sich unbedingt diesen Traum in Grün ansehen:

Nachts sind alle Falter grau...56
Nachts sind alle Falter grau...56
Monty Erselius



Alles Liebe, Kathrin

Comments 6

  • Eckhard Klöckner 11/02/2011 12:06

    Man muss eben nur genau hinschauen, wie schön sie sind. Toll finde ich auch die informativen Erklärungen!
    Gruß Eckhard
  • Ulrich Ruess 21/01/2011 19:44

    Ein solches Foto zeigt, wie schön doch diese Tiere sind, die man meist nur kurz vorbeiflattern sieht,
    lG Ulrich
  • Helmut Diekmann 21/01/2011 18:42

    Hallo Kathrin! Wieder mal ein wunderschönes Makro mit gutem Schärfeverlauf. Mir gefällt es gut, dass es hinter den oberen Konturen des Falters unscharf wird. Im Übrigen muss ich mich Monty anschließen. Mit eurer Serie "Nachts sind alle Falter grau..." habt ihr bislang einen Foto-Zyklus zustande gebracht, der sich sehen lassen kann. Mein Kompliment!
    Helmut
  • Monty Erselius 20/01/2011 8:03

    Hallo Kathrin,
    Huch, an diese Familie hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht, auf Dich ist eben Verlass:-)
    Die Aufnahmequalität geht wieder weit über das normale Bestimmungsknipsbildniveau hinaus und auch die Menge an Informationen lässt keine Fragen mehr offen. Toll gemacht!
    Alles Liebe, Monty
  • Oliver Schiebek 19/01/2011 17:51

    Ein hübscher Falter und gute Infos.
    VG Oliver
  • Werner Bartsch 19/01/2011 17:34

    hast dir wieder viel arbeit gemacht !
    was sich aber auszahlt, denn bild und text bilden eine homogene einheit und sind super arrangiert !
    lg .werner