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Der über seinen Schatten sprang

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Premium (World), Berlin

Der über seinen Schatten sprang

Meine Wortwahl in der "Neuen Zürcher Zeitung" am 13.1.2014
Meine Wortwahl in der "Neuen Zürcher Zeitung" am 13.1.2014
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Ariel Scheinermann, der immer mit "Arik Scharon" unterschrieb, starb heute nach 8 Jahren im Wachkoma im Alter von knapp 86 Jahren.
Ich möchte ihn würdigen, weil er eine der wenigen Persönlichkeiten der Weltgeschichte ist, die sich "vom Saulus zum Paulus" wandelten.

Als Berufssoldat, General und Verteidigungsminister Israels war er einer der übelsten Gegner der Palästinenser.
Das mitverantwortete Massaker von Sabra und Schatila 1982 an 3300 palästinensischen Flüchtlingen in Beirut bewertete die UNO als Völkermord.
Sein größter Gegner war Palästinenserführer Arafat – ein gemäßigter Mann, aber ohne ernsthaftes Vorgehen gegen die extremistische Hamas.

Mit der Ermordung von Itzak Rabin 1995 unterbrach Israel den Weg zu einem unabhängigen Palästinenserstaat.
Umso erstaunlicher, dass ausgerechnet jener Scharon, der für Massaker verantwortlich ist und 2001 nach seiner Wahl zum Ministerpräsidenten
Israel mit einem Zaun vor den Palästinensern schützen ließ, damit begann, die provokanten jüdischen Siedlungen im Gazastreifen abzubauen.

Auch verhandelte er mit Arafats Nachfolger und weckte das Verständnis der palästinensischen Sache in der israelischen Bevölkerung.
Wie ernst er es meinte, konnte er auf Grund eines Schlaganfalls 2006 nicht mehr beweisen.
Wie schon Rabins Nachfolger machte auch der derzeitige Ministerpräsident wieder alle Friedensbemühungen kaputt.

In einer zionistisch und religiös geprägten Kultur "Auge um Auge, Zahn um Zahn" zeugt es von besonderer Größe, den ersten Schritt zu tun.
Nicht Terror mit Terror beantworten wie bisher, sondern die Palästinenser als Menschen mit Rechten respektieren – eine großartige Einsicht!
Damit büßte Scharon viel Macht ein. Man nenne mir einen zweiten Politiker, der seine Macht neu gewonnenen Idealen opfert!

[Freie Fotolizenz: Jim Wallace, Smithsonian Institution, Washington/USA; Bearbeitung mit indizierter Palette in den israelischen Farben]

Comments 26

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  • smokeonthewater 13/01/2014 15:31

    @Axel: Richtig, man muss immer Völker und Regierungen voneinander trennen. "Die Nazis" und "die Deutschen" waren nie identisch, es gab nur eine Schnittmenge.

    Gut, dass Du an Grass erinnerst. Er zeigt auf, wie komplex die Situation mittlerweile in dieser Region zu bewerten ist, und er musste zwangsläufig anecken. Allzu schnell wird Kritik an der Regierung Israels als "Antisemitismus" (wie er selbst schreibt) missverstanden, und die Neonazis klatschen Beifall. Ich hätte mir gewünscht, dass Grass nicht die Angst des dubiosen Iran, sondern die Palästinenserfrage thematisiert. Ich halte Israel dennoch für berechenbar genug, dass religiöse Eiferer dort nicht auf dem Atombombenknopf drücken (können). Das kann man von Staaten wie dem Iran, wo immer mal wieder ein Wahnsinniger an der Spitze steht, nicht behaupten.

    "Antisemitismus" ist übrigens seit dem Sechstagekrieg 1967 eine nicht mehr politisch korrekte Bezeichnung. Aber das ist bei Grass und unseren bildungsfernen Politikern noch nicht angekommen. Sogar der "Zentralrat der Juden in Deutschland" gebraucht noch dieses veraltete Wort aus der Nazizeit.

    Weil zu den semitischen Völkern außer den Hebräern auch Araber, Äthiopier, Aramäer und Malteser zählen, sollte seit 47 Jahren eigentlich offiziell von "Antiisraelismus" (gegen das israelische Volk gerichtet), "Antihebraismus" (gegen alle, auch die außerhalb Israels lebenden Juden gerichtet) und "Antizionismus" (gegen die israelische Regierung bzw. zionistische Bewegung gerichtet) die Rede sein. Dann würden auch Missverständnisse vermieden werden.
  • DDA 13/01/2014 9:46

    Kaum ein Thema, welches gerade hierzulande mehr Möglichkeiten für Mißinterpretationen liefert als gerade dieses.
    Gern werden Kritik an einer Regierungspolitik mit Kritik an einem Glauben gleichgesetzt - ich denke mit Schrecken an die Diskussion über das Gedicht "Was gesagt werden muß" von Günter Grass...

    Gut, daß Du beide Seiten einer streitbaren Person beleuchtest.

    VG
    Axel
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  • Dorothee 9 12/01/2014 10:48

    Schwierig, schwierig so ein Thema.

    Aber das gefällt mir, was Ursula Elise (die letzte Anmerkung) zu den Steinen geschrieben hat.

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