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Galeria Umberto in Neapel

Galeria Umberto in Neapel

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Galeria Umberto in Neapel

Die Galleria Umberto I. wurde von 1887 bis 1891 von den Architekten Rocco, Curri und Di Mauro erbaut; die Glasverkuppelung konstruierte Boubée. In Typus und Anlage folgte diese Galleria der 1865 bis 1867 entstandenen Mailänder Galleria Vittorio Emanuele II: zwei sich rechtwinklig schneidende mit Glastonnen überwölbte Gänge mit zentraler Glaskuppel über der Kreuzung. Die Ecken der Vierung sind in Breite der Gänge abgeschrägt, so daß ein gleichseitiges Oktogon als zentraler Platz entsteht. Die gläserne Eindachung galt ursprünglich nicht als Teil der Architektur. Noch bei der Kuppel in Mailand ist der Versuch zu erkennen, durch möglichst große Glasflächen die Konstruktion selbst nicht dominant werden zu lassen. Schließlich ruht die Kuppel (57 m Scheitelhöhe!) über den Gebäudetrakten auf durchglasten Schildbögen, was ihr einerseits eine größere Schwerelosigkeit verleiht und andererseits die Kuppel als solche, und zwar als bewußt gewähltes Architekturmotiv, stärker akzentuiert. Hier ist wirklich, was in früheren Galeriebauten nicht angestrebt war, ein von einem Glasdach überwölbter Zentralraum bewußt gestaltet worden, ganz in der Tradition der neapolitanischen Tendenz im Kirchenbau. In der Galleria Umberto ist tatsächlich mit den Baumaterialien des 19. Jahrhunderts (Glas und Eisen) eine „Kathedrale des Kommerzes“ (Marx) errichtet worden, zum ersten und zum letzten Male. Gleichzeitig ist die Galleria Umberto die letzte monumentale Verwirklichung der überdeckten Ladenstraße. Das Zeitalter der Flaneurs ist vorbei. Schon parallel zum Bau dieser Galerie setzt sich andernorts der natürliche Nachfahr dieser Ladenstraßen als Bauform durch, das große Warenhaus.

Text:
Thomas Gransow
Wolf-Ullrich Malm

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