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Der Wagen hinter der Lok

Der Wagen hinter der Lok

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Der Wagen hinter der Lok

Es ist mitunter seltsam, irgendwann kam ein Foto zustande wurde gerahmt danach achtlos in eine Diakiste gesteckt.
So auch geschehen bei der Nachtaufnahme die nun nach dem sie gescannt wieder zum Vorschein gekommen mir gleich ins Auge stach.
Ein genauerer Blick, da sah ich einen alten D-Zugwagen mit erneuerten Fenstern. Kenner der Wagenszene können bestimmt mehr dazu sagen.
Sicher wäre das gar nicht von belangen wenn wir nicht das Jahr 1981 schreiben würden. Ausgerechnet hing der Wagen an den D 500 mit dem Durchlauf nach Stralsund.
Am Wagen zu lesen dass dieser in Erfurt beheimatet ist, stellt sich die Frage wie kommt der an ausgerechnet an den Zug?
Die D-Züge wurden eigentlich mit solchen Wagenmaterial nicht mehr gefahren, war es vielleicht der Mangel an Wagen?


Zum ganzen Foto vom 04. Januar 1981 das noch die typische DR Atmosphäre ausstrahlt, die Nacht unterstreicht das Ganze. Eine sagenhafte Ruhe zu der nächtlichen Zeit, kaum ein Mensch ist weit und breit zu sehen.
Meine Lok die 01 1511 hatte ich extra etwas vor den Zug stehen lassen für mein Foto. So kommt die Lok besser ins Bild, aber auch das Licht der Tenderlampe ist von nutzen für mein Foto.
Bringt mit der anderen Beleuchtung wie Führerstand und Triebwerk die Lok schön heraus.
Von dem Ausfahrsignal sehen wir nur noch einen roten Punkt.

Viel habe ich oft geschrieben von harter Arbeit auf der Dampflok zumal wir wieder mit der Kohle 01 fahren mussten.
So schlimm geht es jedoch nicht immer zu, es gibt Touren da wird keiner überfordert wie ihr anschließend lesen könnt.

Bei allen gibt es zwei Seiten, also auch hier die Tour (Januar 1980 noch Tag 5/6 ) 12/13 im Plan 301 die ohne Öler viel ruhiger abläuft.
Dienstbeginn 23.45 Uhr, die Lok steht im Bw abgestellt und der Plan sieht vor KWF (Kohle,Wasser,Feuer) .
Was weg ist muss nicht mehr erledigt werden. Also erst die Arbeit dann das Vergnügen, wenn es gut läuft haben wir die Lok locker in einer Stunde fertig vorbereitet.
Die verschmutzte Jacke wird danach gewechselt, aber auch sonst wird sich rundum fein gemacht.
Der Weg in die Kantine steht an, mal was vor die „Rohrwand hauen“ sagt man dazu. Zeit für einen Schwatz mit Kollegen aber auch mit den Frauen der Küche die uns in der Nacht so lieb verwöhnen reicht es dicke.
Jetzt kommt so langsam die Müdigkeit, dass heißt schnell raus aus dem Bw in den Bahnhof an den Zug.
Winterzeit / Heizzeit, wenn der DR vieles nachgesagt wird doch die Reisenden saßen immer in einen warmen Zug als wir noch die Dampflok hatten. Genau das war unsere Aufgabe, Vorheizen D 500 damit sich die Leute wohl fühlten in der Eisenbahn.
Jetzt kommen wir zum Vorteil der Kohlefeuerung, kein lautes wummern der Brenner die ständig laufen mussten nervt einen. Der geübte Heizer knallt die Feuerbüchse gekonnt voll, Heizleitung auf und die Augen zu.
Natürlich nicht vergessen vorher den Wagenmeister noch bescheid gesagt, „Bitte wecken“ bevor wir abhängen müssen um an unseren eigentlichen Zug den P 4000 zu fahren. Nicht das unser Feuer dann erloschen, auch im P 4000 möchten die Reisenden, meist Menschen die zur Arbeit wollen, denselben Komfort wie im D-Zug haben.
Ausgeruht geht’s dann 5.29 Uhr zur Sache auf nach Camburg wo wir 15-mal Halten um 7.09 abhängen. Eine E-Lok der BR 242 wird den Zug nach Leipzig bringen. Wir wechseln ein zum drehen und Wasser nehmen.
Die großen Lager nachölen und Loknachschau wird in einen Aufwasch beim Wasser nehmen erledigt. Um unverzüglich in das Stummelgleis gefahren, dort warten auf den Feierabendzug P 3003. Der 9.01 Uhr nach Fahrplan abfahren soll, somit gehen wir zum Frühstück über.
Unsere Anlaufstelle das Bahnhofsgebäude, mal bei „Horsti“ in der Bahnhofskneipe vorbei schauen. Ne Bockwurst und ein Kaffee geht immer noch rein.
In Saalfeld angekommen 10.50 Uhr werden wir gleich an der Drehscheibe von unseren Kollegen abgelöst, für sie geht alle von vorne los KWF, P 4004Camburg./4009 Saalfeld.
Noch schlafen gehen fällt für mich flach, so müde ist nach der Schicht keiner. Vor allen weil mein Dienstplan für Tag 14+15 zwei Tage Ruhe ausweißt. Dies allein hält mich wach.
Ein Tag meiner Arbeitstage vor 25 Jahren.

Gruß Ralf

Noch mehr Fotos hier: http://drehscheibe-online.ist-im-web.de/forum/read.php?17,3040750

Comments 8

  • Karsten Fink 13/03/2010 5:08

    Gefällt mir sehr gut,da kann man einen Einblick erhalten,wie es früher zu ging.Danke.
    V.G.aus Pdm
  • Klaus Kieslich 19/01/2007 12:02

    Hab mich gerade mal durch Deine Bilder geklickt....sie sind eine wahre Fundgrube...mach weiter so !!!!!
    Gruß Klaus
  • Rainer Kästner 01/10/2006 20:34

    Auch ich finde, dass die Stimmung sehr gut zum Ausdruck kommt, so wie Du es beschrieben hast.
    LG Hans- Rainer
  • Michaela Heckers 25/09/2006 18:39

    Hi Ralf,
    Wie immer von Dir ein atmosphärisch dichtes Bahn-Bild mit faszinierender Austrahlung, dessen Wirkung durch die Geschichte aus Deinem damaligen Alltag noch verstärkt wird; Einfach toll!
    LG, Michaela
  • Steffen°Conrad 24/09/2006 12:40

    Für 1981 hätt ich das nicht geglaubt-
    der Reisewagen muß wirklich allerletzte Reserve gewesen sein ( oder gar MOB Reserve?)
    Es ist eine klassisch schöne Reichsbahn-Flair-Rachtaufnahme, nostalgisch und faszinieren zugleich.
    Deine Beschreibung und die Anekdötchen aus dem Eisenbahnerleben runden die Sache ab-
    und lassen so manche Geschichten aus dem von mir 1980 begannenen Berufsleben bei der Elektrischen wiederaufleben...
    Gruß Steffen
  • Henning Gothe 22/09/2006 17:46

    Vielen Dank für Deinen Einblick in den Alltag vor 25 Jahren. Wie hektisch es doch heute zugeht, diese Hektik war seinerzeit nicht zu spüren. Heute ist diese Zeit so schnellebig, was manchmal nahezu Beängstigend ist und auch kaputt macht!
    Gruß
    Henning
  • Ralf Temme 22/09/2006 12:51

    ...wie immer klasse ! Vielleicht solltest Du mal ein Buch veröffentlichen mit Deinen Bilder und Geschichten dazu ...Es wäre erstens mal was neues und zweites ist es sehr interessant !

    Gruß
    Ralf
  • René Sorger 22/09/2006 11:19

    Ein schönes, stimmungsvolles Bild und ein toller Einblick in den Alltag eines Dampflokführers. Danke!