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Guido Alfes


Premium (Pro), Oberhausen / Ruhrgebiet

Rekordwagen

Auto-Union Rekordwagen

Neben den klassischen Rundstreckenrennen der 1930er Jahre (z.B. Nürburgring, Reims, Tripolis etc.) hat sich eine zweite Disziplin im Automobilrennsport in den Jahren entwickelt, die Rekordfahrten. Hierbei wurde unterschieden zwischen Distanzfahrten (1km bis 100 Meilen) und Zeitfahrten (Stundenrekord). Die beiden dominierenden Firmen, Auto-Union und Mercedes-Benz, lieferten sich hier ein Duell nach dem anderen, auf eigens dafür gebaute oder geeignete Strecken.
Geschwindigkeit war in dieser Zeit sehr bedeutsam und diese Veranstaltungen wurden zudem von der NSKK (Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps) und deren Führer Adolf Hühnlein stark gefördert. Dies diente dann der Propaganda und Popularisierung der Reichsautobahn (...„des Führers schnellste Straßen...“) und so wurden ab 1936 diese Rekordfahrten ausschließlich auf der Autobahn Frankfurt-Darmstadt-Heidelberg durchgeführt. Am 25. Oktober ist dann von Bernd Rosemeyer die 400 km/h-Marke mit 406,320 für den Kilometer und 406,285 km/h für die Meile geknackt worden und die Höchstgeschwindigkeit wurde mit 409 km/h angegeben (fliegender Start = 8,86 Sekunden für den Kilometer). Auch bei stehendem Start hat Rosemeyer dann entsprechende Rekorde aufgestellt.

Offiziell gab es pro Jahr nur eine Rekordwoche, doch Mercedes-Benz gelang es, u.a. durch weitverzweigter Verbindungen zu Regierung und Partei, noch vor der Automobilausstellung im Februar 1938 einen neuen Rekordtermin durchzusetzen. Davon bekam dann auch die Auto-Union Wind und machte sich daran den Rekordwagen von 1937 weiter zu verbessern.
Grundlage war der Auto-Union Typ C mit dem brachialen 16-Zylinder Motor aus den Grand-Prix Rennen. Der Motor wurde für diesen Tag nochmals aufgebohrt und bot nun 6,5 Liter Hubraum und 560 PS. Die Stromlinienkarosserie bestand aus 0,7mm starkem Aluminium (Premiere 1937 auf der Avus in Berlin), wurde weiter optimiert und so konnte zur 1937er Version der Luftwiederstand um 23% gesenkt werden; zu Lasten der Seitenwindempfindlichkeit. Rein theoretisch waren mit diesem Auto 456 km/h möglich.
Am 28. Januar 1938 geht zunächst Rudolf Caracciola mit seinem Mercedes-Benz an den Start und legt 432,692 km/h für den fliegenden Kilometer und 432,35 km/h für die fliegende Meile vor (= 8,24 Sekunden für den Kilometer). Bernd Rosemeyer erreicht bei einer „Aufwärmfahrt“ 429 km/h und beklagt sich bei seinem Team noch darüber, dass der Motor nicht ganz auf Touren kommt. Der Wagen wird nochmals vorbereitet und um 11:46 Uhr wird Rosemeyer in Richtung Darmstadt auf der westlichen Fahrbahn angeschoben und geht auf Rekordjagd. Das Wetter hatte sich in der Zwischenzeit verschlechtert und es wurden Windböen mit bis zu 8m/s gemessen. Bei Kilometer 8,8 mündete eine Schneise auf die Autobahn und der Wagen bekam offenbar eine ordentliche Böe aus SW ab, kam von der 8m breiten Fahrbahn ab, überschlug sich letztendlich mehrmals, Bernd Rosemeyer wurde dabei aus dem Wagen geschleudert und starb. Das Chassis blieb bei Kilometer 9,2 liegen.

Damit ist das größte Sportidol seiner Zeit gestorben und in einem Staatsbegräbnis beigesetzt worden. Letztendlich wurden die Motorsportler dieser Zeit zu propagandistischen Zwecken vom NS-Regime missbraucht und waren z.T. auch selbst mit ihm verwoben. Bernd Rosemeyer ist nach eigenen Aussagen bereits 1932 in die SS eingetreten und hatte bei seinem Tod den Ehrenrang eines SS-Hauptsturmführers. Auch Hans Stuck, neben Rosemeyer der zweite bekannte Fahrer der Auto-Union, hatte sehr gute Kontakte in die höchsten Kreise des Regimes.

Quellen:
E.Reuß (2006), Hitlers Rennschlachten -Die Silberpfeile unterm Hakenkreuz-
G. Cancellieri, C. DeAgostini & Martin Schröder (1979), Auto Union -Die großen Rennen 1934-39-

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Nr. 14
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Guido Alfes
Flugzeugrumpf SW
Flugzeugrumpf SW
Guido Alfes

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