Immer kommt es anders

Immer kommt es anders

Ich werde gelegentlich nach dem Aufwand gefragt, der hinter meinen Fotos steckt. Hier mal ein Beispiel. Seit ich Anfang September den ersten Hirsch dieser Saison röhren gehört hatte, war ich vom Hirschfiebervirus infiziert. Drei Wochenenden und ein paar Urlaubstage lang bin ich in drei Bundesländern unterwegs gewesen, um Fotos von tollen Brunftszenen zu machen. Bin mehr als 2000 km gefahren, habe 80 km im Stau verbracht und 600 Euro für die Übernachtungen investiert. Bis zu 14 Stunden am Tag habe ich im Ansitz verharrt und meist im Regen gestanden. An vier aufeinander folgenden Tagen bin ich jeweils morgens mit 30 kg Gepäck 4 km vom Auto zum Ansitz gelaufen (schwitz pitschnass) und abends wieder zurück (nochmal schwitz pitschnass). Ein zeigenswertes Hirschfoto ist mir dabei nicht gelungen. Aufgrund des Pilzreichtums in diesem Jahr waren die Wälder voller Pilzsucher, weswegen sich das Wild in die verstecktesten Dickichte zurückgezogen hatte und aussergewöhnlich scheu war. Wenn sich mal Hirsche blicken liessen, waren sie zu weit weg oder das Licht war zum Fotografieren zu schwach. An einem Nachmittag kamen wenigstens mal diese beiden Jungfüchse in meine Nähe. Für die Jagd auf Mäuse und Vögel fehlten ihnen wohl noch Erfahrung und Geschick. Deshalb suchten sie auf der Wiese nach Regenwürmern und Insekten, die der Regen aus ihren Verstecken getrieben hatte. Ich habe mächtig gestaunt, wie viele Regenwürmer sie aus der Erde gezogen haben. Eine Entschädigung für die ausgebliebenen Hirschfotos war das natürlich nicht. Manchmal beneide ich die Fotografen, die Häuser, Brücken, Autos, Haustiere, Menschen oder Events fotografieren und die es mit ihren Motiven viel leichter haben. Aber nur manchmal.
D300s, 600 mm, Blende 8, 1/400 s, ISO 800, 18.09.2010, 14.45 Uhr MESZ
Danke, liebe Bine, für den Galerie-Vorschlag, habe mich sehr darüber gefreut.